Blog des Chefredakteurs aus dem Vatikan zur Weltsynode #6

Gebt den Männern das Kommando!

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1.000 Worte. Aber Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen gibt trotzdem seinen Senf dazu. Er beobachtet aus seinem "Rome-Office" die Weltsynode und beschreibt im Blog seine Eindrücke aus der ewigen Stadt.

Metropolit Job (VM)
Metropolit Job / ( VM )

Die Welt da draußen mag planlos laufen, der Vatikan hat seine ganz eigenen Gesetze. Hier läuft alles nach dem jahrhundertelang erprobten Plan. Darum bemüht man sich auch bei Weltbischofssynode. Da man aber zuallererst auf der Suche nach Gott und seinem Willen ist, kann es passieren, dass dieser höchstselbst alle Terminpläne über den Haufen wirft: Beim großen Gottesdienst der "Göttlichen Liturgie" in der Apsis des Petersdoms am frühen Morgen vergaßen die Synodalen Zeit und Raum. Jeder, der auch nur einmal einen orthodoxen Gottesdienst mitgefeiert hat, weiß, dass die Zeit maßlos ist. So himmlisch bestens eingestimmt, gingen die Beratungen in der Audienzhalle dann eben erst mit gut 60 min Verspätung weiter.

Ingo Brüggenjürgen im Vatikan (DR)
Ingo Brüggenjürgen im Vatikan / ( DR )

Um die nötige Mittagspause besorgt - auch die Siesta ist nicht nur Bischöfen und Prälaten besonders heilig - schob man die Wahlen der Verfasser des Schlussdokumentes höchst pragmatisch auf den Nachmittag. Statt Stimmen zu zählen wurden dann Stimmen aus Brasilien, Großbritannien und Asien gehört. Ausnahmslos Frauen!

Dann hatte der Metropolit von Pisidia, Seine Eminenz Job das Wort. Auf dem Programm waren seine Worte als "Intervention" angekündigt. Also intervenierte der Metropolit und erinnerte die Versammlung höflich aber bestimmt daran, dass man in der Orthodoxie seit dem Konzil von Nizza 325 n.Chr. allerbeste Erfahrungen damit gesammelt habe, wenn eine Synode eine Versammlung von Bischöfen - und nicht von beratenden Geistlichen und Laien - ist. Das Wort Frauen nahm er gar nicht erst in den Mund. Synode sei von Anfang an - das klang aus seinem Munde so wie seit Christi Geburt - immer Primas und Apostel, eben Bischöfe gewesen. Damit sei man doch gut durch die Jahrhunderte gekommen. Der orthodoxe Kirchenmann gab dann zwar zu, dass es bei der Bischofswahl die Beteiligung des Gottesvolkes schon gegeben habe - aber bitte: Das war eine kleine historische Ausnahme irgendwo in Zypern. Also völlig unbedeutend. 

Nein, nein -  eine Versammlung wie "Ihre Versammlung", wo auch Laien Stimmrechte hätten, unterscheide sich doch sehr stark von der orthodoxen Kirche. Und orthodoxe Kirche klang dann so wie einzig wahre, eben rechtgläubige Kirche. Folglich beendete der Metropolit aus dem Osten, der mindestens sechs Sprachen spricht, seine eindeutige Intervention mit der Feststellung, dass beim Heiligen Großen Konzil - oder eben bei der Synode von 2016 - nur die Bischöfe Stimmrecht gehabt hätten. Die damals anwesenden Mönche und Geistliche hätten nur beratende Funktionen gehabt. Das Wort "Frauen" nahm er wieder nicht in den Mund ...

Zusammenfassend darf ich die intervenierende Botschaft seiner Eminenz Job mit meinen Worten -  im Jargon des ehemaligen Berliner Bürgermeisters Wowereit - so zusammenfassen. Eine echte Synode braucht keine Laien und erst recht keine Frauen. Und das ist auch gut so! 

Da sage noch einer, das Treffen hier in Rom - darf man nach dieser Intervention überhaupt noch Synode sagen? - sei eine langweilige Sache alter Männer ... 

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

Quelle:
DR
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