In der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland wächst die Sorge wegen Antisemitismus und Gewalt. Die Sicherheitsmaßnahmen vor jüdischen Einrichtungen werden nach Angaben des Zentralrats der Juden bundesweit erneut hochgefahren.
Hintergrund seien Aufrufe zu Gewalt gegen jüdische Einrichtungen für Freitag, erklärte der Zentralrat am Donnerstag. Auch der jüdische Sportverband Makkabi Deutschland rief unter dem Eindruck des Angriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel seine Ortsvereine zur Wachsamkeit auf.
Der Zentralrat betonte, dass die Sicherheitsbehörden Drohungen bisher nicht verifiziert hätten. Dennoch bestehe die Gefahr von Trittbrettfahrern und Einzeltätern. Es liege eine abstrakt erhöhte Gefährdungslage vor.
Dankbarkeit gegenüber Sicherheitsbehörden
"Die Jüdischen Gemeinden, gerade auch die Träger jüdischer Bildungseinrichtungen, sind mit den lokalen Sicherheitsbehörden in Kontakt und entscheiden über die notwendigen Maßnahmen", teilte der Zentralrat mit. Von staatlicher und von jüdischer Seite werde alles Mögliche unternommen, um die Sicherheit zu gewährleisten.
"Wir sind weiterhin den Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder für ihre Maßnahmen zum Schutz jüdischer Einrichtungen dankbar." Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland lasse sich nicht unterkriegen.
Bereits am Wochenende, als der Angriff auf Israel begann, hatte der Zentralrat von bundesweit erhöhten polizeilichen Maßnahmen vor Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen berichtet. Damit sollte auf eine abstrakt hohe Gefährdung reagiert werden. Am Wochenende feierten Jüdinnen und Juden das Fest Simchat Tora.
Jüdischer Fußballverein sagt Spiele ab
Makkabi rief seine Vereine auf, besonders wachsam zu sein, Sportler und Sportlerinnen zu sensibilisieren und antisemitische Vorfälle konsequent zu melden. Ein Verein zog bereits Konsequenzen: Es wurde bekannt, dass der Berliner Fußball-Club TuS Makkabi seinen Spiel- und Trainingsbetrieb zunächst eingestellt habe. Bereits am Wochenende sagte der Verein ein Spiel ab.
"Antisemitismus gehört weder auf unsere Straßen noch auf unsere Sportplätze. Lasst uns als Sport gemeinsam ein Vorbild für das friedliche Zusammenleben in Deutschland sein", betonte Makkabi und begrüßte Solidaritätsbekundungen.
Schon in den vergangenen Jahren habe man die Erfahrung machen müssen, "dass vor dem Hintergrund islamistischer Terrorwellen auch jüdische Einrichtungen in Deutschland und Europa Ziel antisemitischer Attacken wurden". Dies habe sich etwa auf Sportplätzen gezeigt.
Forderung nach Verbot von Gruppierungen
Felix Schotland vom Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln sagte im ARD-Morgenmagazin: "Viele Gemeindemitglieder rufen uns an und haben Angst, wie es weitergehen soll." Zwar sei durch erhöhten Schutz das Sicherheitsgefühl leicht verbessert worden. Zugleich entstehe durch die Bilder aus Israel sowie Demonstrationen in Deutschland ein unsicheres Gesamtkonstrukt.
"Es muss ein Zeichen gezeigt werden, dass gewisse Organisationen verboten werden", betonte Schotland. Diese verbreiteten auf deutschen Straßen Antisemitismus. "Das darf man nicht dulden." Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte am Donnerstag ein Betätigungsverbot für die Hamas und ihre Unterstützer in Deutschland an. Die Hamas wird von zahlreichen Staaten als Terrororganisationen eingestuft, so von der EU, den USA und auch von arabischen Staaten.
Das Bundesinnenministerium werde ein Verbot für Gruppierungen wie Samidoun erlassen, sagte der Bundeskanzler weiter. Mitglieder von Samidoun hatten in Berlin auf der Straße die Angriffe der Hamas gefeiert.
Information der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 12. Oktober 2023 um 13:55 Uhr aktualisiert.