In der Grablege soll es ein digitales Angebot zu den Lebensläufen der dort Beerdigten geben, mit dem auch "auf ihre jeweiligen Rollen im Umgang mit sexuellem Missbrauch eingegangen werde", teilte Dompropst Bernd Köppen an diesem Montag mit. Damit wolle das Domkapitel "die Erinnerung an den sexuellen Missbrauch durch Priester sowie an die Vertuschung durch frühere Verantwortliche in der Bistumsleitung lebendig halten".
![Grablege im St.-Paulus-Dom in Münster (Bistum Münster) Grablege im St.-Paulus-Dom in Münster (Bistum Münster)](/system/files/styles/w21_dmr_theme_embed_xs_1x/private/image/Grablege_St.-Paulus-Dom_Oktober%202023.jpg.avif?itok=HnS1r4ir)
Laut einem im Sommer 2022 veröffentlichten Gutachten hatten mehrere der im Dom beigesetzten Bischöfe Hinweise über sexuellen Missbrauch durch Priester vertuscht oder waren jenen nicht angemessen nachgegangen. Daraufhin war die Bischofsgruft im Dom vorübergehend geschlossen worden.
Verschiedene Vorschläge zum Umgang lagen auf dem Tisch
Eine gemischt besetzte Arbeitsgruppe hatte im Juni dieses Jahres teils sehr weit auseinanderliegende Vorschläge zum weiteren Umgang mit der Erinnerung an die Bischöfe zusammengetragen. Diese reichten von Forderungen, die Gräber zu leeren und die Überreste der Toten andernorts zu bestatten, über einen Stopp von Beisetzungen bis zur Forderung, die Totenruhe nicht stören und an Gräbern nichts zu verändern.
![Luftaufnahme des Sankt Paulus Doms in Münster / © Julia Steinbrecht (KNA) Luftaufnahme des Sankt Paulus Doms in Münster / © Julia Steinbrecht (KNA)](/system/files/styles/w21_dmr_theme_embed_xs_1x/private/image/Luftaufnahme%20des%20Sankt%20Paulus%20Doms%20in%20M%C3%BCnster.jpg.avif?itok=KSs1VjvO)
Köppen begründete die Entscheidung des Domkapitels mit der alten christlichen Tradition, an und in Kirchen Menschen zu begraben. Dies gelte auch für Kathedralen. Daher seien Bischofsgräber nicht in erster Linie Ehrbezeugungen für die dort Bestatteten, sondern Ausdruck "der christlichen Hoffnung, die über den Tod hinausgeht".
Ein Grab mit transparenter Tafel
Würde in der Grablege und auf dem Domherrenfriedhof gar nicht mehr beerdigt, so Köppen weiter, lenke dies von der konkreten Verantwortung und Schuld derjenigen ab, die dort bereits beerdigt sind und denen Vertuschung nachgewiesen wurde. Zudem würden künftig zu beerdigende Menschen einem Generalverdacht hinsichtlich des Umgangs mit sexuellem Missbrauch unterworfen.
Für eine konkrete und spezifische Erinnerung will das Domkapitel den Vorschlag der Arbeitsgruppe aufgreifen, eines der vorbereiteten Gräber, in dem noch niemand beerdigt wurde, zu öffnen und darin eine transparente Tafel der Erinnerung anzubringen. Mehrere Künstler sollen gebeten werden, Umsetzungsvorschläge zu machen. Außerdem folge man der Empfehlung der Arbeitsgruppe, am Dom eine Blutbuche zu pflanzen. Dies hatte die Arbeitsgruppe auch Pfarrgemeinden empfohlen, in denen posthum ein beschuldigter Geistlicher bekannt geworden ist.