Der 90-Jährige sagte im Interview der italienischen Zeitung "Il Piccolo" (Dienstag): "Es ist heute eine Pflicht, den Frauen in der Kirche mehr Raum zu geben; sie müssen in verantwortliche Positionen einbezogen werden."
Über Homosexuelle äußerte er: "Menschen mit dieser Orientierung müssen respektiert und dürfen nicht diskriminiert werden. Es gibt Platz für alle, die in die Kirche kommen wollen."
"Habe noch nie jemandem die Kommunion verweigert"
Auch was die Zulassung von Menschen in zweiter Ehe zu den Sakramenten angeht, zeigte sich Kasper offen. Trennungen seien manchmal komplex, sagte er. "Ich bin seit über 65 Jahren Priester. Ich habe noch nie jemandem die Kommunion verweigert. Ich glaube, es muss eine Gewissensentscheidung der einzelnen Person sein."
Der frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart und ehemalige vatikanische Ökumene-Minister sprach auch über die derzeit in Rom tagende Weltsynode. "Die Kirche ist kein statischer Organismus", so Kasper. Sie müsse wissen, wie man wachse und sich verändere. Bei der Synode habe er "gute Zeichen" gesehen.
Noch bis Sonntag beraten rund 350 Männer und Frauen im Vatikan über die Kirche der Zukunft. In erster Linie geht es bei der Weltsynode um ein neues Denken und mehr Mitbestimmungsrechte in der katholischen Kirche; in zweiter Linie auch um Fragen nach dem Umgang der Kirche mit Frauen und Homosexuellen. Kasper zählt diesmal nicht zu den Synodenmitgliedern, nahm aber an einigen Sitzungen als Zuhörer teil.