DOMRADIO.DE: Dieses gemeinsame Gebet der Religionen, was bedeutet Ihnen das.
Yechiel Leo Brukner (israelisch-schweizerischer Rabbiner und seit 2018 Gemeinderabbiner der Synagogen-Gemeinde Köln): In solchen schweren Stunden, in der sich die Menschheit jetzt befindet, ist das einzige Richtige, dass wir den gemeinsamen Nenner suchen. Und hier haben wir den gefunden. Und das ist schön, und das ist wichtig. Und ich bin froh, dass ich dabei war.
DOMRADIO.DE: Haben wir Deutschen überhaupt begriffen, was in Israel passiert ist? Nach dem Ukraine-Krieg haben wir überall die Ukraine-Fahnen aufgehängt. Haben wir die Dimension dieses Terrors, der für Israel 9/11 bedeutet, begriffen?
Brukner: Kann man überhaupt die Dimensionen von so einer sadistisch bestialisch primitiven Aktion begreifen - als zivilisierter Mensch? Ich bin niemandem böse, der es nicht begreifen kann. Aber tatsächlich: Ich glaube, es wird noch eine Zeit dauern, bis wir es begreifen werden.
DOMRADIO.DE: Wünschen Sie sich auch noch manchmal mehr Solidarität hier aus Deutschland?
Brukner: Ich wünsche mir ein klares Wort gegen diejenigen, die auf die Straße gehen, um sich mit diesen Gräueltaten zu identifizieren und zu solidarisieren. Das geht nicht auf dem von jüdischen Blut getränkten deutschen Boden. Das ist unmöglich. Undenkbar. Und das sollte gebremst werden.
DOMRADIO.DE: Also durch Solidarität und wie hier auch solidarisches Schweigen und Beten und an der Seite stehen von Israel. Das ist jetzt gefragt?
Brukner: Das ist das einzig Richtige. Gemeinsam schweigen.
Das Interview führte Johannes Schröer.