Wenn eines Tages der Krieg zu Ende sei, werde sich die drängende Frage der Familienzusammenführung stellen, sagte das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in einem Interview auf der Webseite der Erzdiözese Wien. "Natürlich werden unter diesen Vätern auch viele an der Front schwer verwundete Männer sein." Es werde noch viel Hilfe und Verständnis der europäischen Staaten brauchen, um diese Leiden zu erleichtern.
Mehrheit der Flüchtlinge in Polen und Deutschland
Seine Kirche habe im September eine soziologische Studie über die neuen ukrainischen Flüchtlinge in Europa in Auftrag gegeben, berichtete der Erzbischof. Ziel sei, die Lage besser zu verstehen. Der Großteil der ausgewanderten Gläubigen befinde sich demnach hauptsächlich in Polen und Deutschland. Fast die Hälfte der Befragten gehe davon aus, nicht mehr in die Ukraine zurückzukehren.
63 Prozent der Frauen mit Hochschulabschluss
Vor dem Krieg zählte die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine laut Schewtschuk etwa 200.000 Gläubige in Deutschland. Der jüngsten Studie zufolge seien nun 1,2 Millionen Ukrainer in Deutschland. Das seien vor allem Frauen und Kinder, da Männer das Land nicht verlassen dürften. Die Hälfte der Kinder sei unter 16 Jahre alt. Zugleich
hätten 63 Prozent der Frauen eine Hochschulausbildung. "Kurz: Der bestausgebildete Teil unserer Gesellschaft lebt nun in Mitteleuropa", erklärte der Geistliche.
Traumata sind seelsorgerliche Herausforderung
Die Traumatisierungen seien bei weitem die größte seelsorgliche Herausforderung für die Kirche, so der Erzbischof weiter. "Ein verwundeter Soldat kehrt im besten Fall physisch nach Hause zurück. Auf psychischer Ebene ist es fast unmöglich, aus dem Krieg zurückzukommen." Deshalb werde die Seelsorge der Kirche "für Jahrzehnte eine Seelsorge der Heilung von unterschiedlichen Kriegsverwundungen sein". Schon jetzt habe man dafür eine verpflichtende Ausbildung für alle Priester begonnen, damit diese die Menschen begleiten können.