Viele Weihnachtsmärkte beginnen weit früher

Lauter - bunter - globalisierter

Kerzen, Budenzauber, Glühwein: In diesem Jahr dauert der Advent nur 22 Tage - im vergangenen Jahr waren es 28. Viele Weihnachtsmärkte haben deshalb schon weit vor dem Totensonntag geöffnet. Mancher findet das ärgerlich.

Autor/in:
Christoph Arens
Weihnachtsmarkt am Kölner Dom / © picturetom (shutterstock)
Weihnachtsmarkt am Kölner Dom / © picturetom ( shutterstock )

Kürzer kann der Advent nicht sein. In diesem Jahr fallen wieder der vierte Advent und Heiligabend zusammen. Die
vorweihnachtliche Zeit dauert ganze 22 Tage - im vergangenen Jahr waren es 28. Die Weihnachtsgeschenke liegen also bereits am vierten Adventssonntag unter dem Tannenbaum.

Für den Handel, aber auch für alle, die nach Geschenken suchen, bedeutet das gefühlt mehr Zeitdruck. Auch Theater, Chöre und Musikensembles müssen sich auf weniger Aufführungstage und mehr Konkurrenzveranstaltungen einstellen.

Datum der Geburt Jesu ist nicht überliefert

Weihnachten gehört zu den unbeweglichen Feiertagen im Kalender. Heiligabend ist immer am 24. Dezember, der Wochentag kann dagegen variieren. Zugleich ist kirchlich festgelegt, dass die Vorbereitungszeit auf Weihnachten vier Sonntage umfassen muss. Der Advent hat also mindestens 22 und höchstens 28 Tage.

Weihnachtskrippe auf dem Krippenplatz in Bethlehem / © Andrea Krogmann (KNA)
Weihnachtskrippe auf dem Krippenplatz in Bethlehem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Das hat sich erst im Lauf der Kirchengeschichte verfestigt. Das Datum der Geburt Jesu ist nicht überliefert. So kam es, dass das Geburtsfest in der frühen Kirche zu unterschiedlichen Zeitpunkten gefeiert wurde. Die Kirchen in Rom und in Afrika legten sich schon früh auf den 25. Dezember fest.

Im Lauf der Zeit setzten die Kirchen außerdem eine Bußzeit vor die Festtage der Weihnachtszeit. Sie dauerte ursprünglich 40 Tage, wie auch die Fastenzeit vor Ostern. Papst Gregor der Große (590-604) beschränkte die Adventszeit dann auf die vier Sonntage vor Weihnachten.

Manche Weihnachtsmärkte öffnen schon ab 17. November 

Ein Karussell auf einem Weihnachtsmarkt / © Kite_rin (shutterstock)
Ein Karussell auf einem Weihnachtsmarkt / © Kite_rin ( shutterstock )

Viele Weihnachtsmärkte öffnen in diesem Jahr früher als gewöhnlich - viele sogar schon vor dem Totensonntag (26. November), an dem evangelische Christen der Toten gedenken.

In Hamburg etwa haben Stadtbezirke - auch mit Blick auf die kurze Adventszeit und die Einbußen während der Pandemie - beschlossen, dass Schausteller bereits ab 17. November Glühwein, Tannenbaumschmuck und Kinderkarussell anbieten können.

In Hermsdorf bei Dresden begann der "1. sächsische Weihnachtsmarkt" schon am ersten Novemberwochenende -
sehr zum Unwillen von katholischer und evangelischer Kirche, die eine Entleerung des weihnachtlichen Brauchtums befürchten.

Weihnachtsmärkte seit dem Mittelalter

Der Kölner Weihnachtsmarkt am Dom startet am 23. November - um dann am Totensonntag geschlossen zu bleiben. Leipzig und Kiel dagegen halten die Tradition aufrecht, den Weihnachtsmarkt erst nach Totensonntag zu öffnen.

Vorweihnachtliche Märkte gibt es seit dem späten Mittelalter. Im 14. Jahrhundert kam der Brauch auf, Handwerkern wie Spielzeugmachern, Korbflechtern oder Zuckerbäckern zu erlauben, Verkaufsstände für die Kleinigkeiten auf dem Markt zu errichten, die die Kinder zu Weihnachten geschenkt bekamen.

Sogenannte "Wechselhütten" bieten verschiedenen Händlern tageweise die Möglichkeit, ihre Waren auf dem Weihnachtsmarkt Essen-Steele zu verkaufen / © Oliver Kelch (DR)
Sogenannte "Wechselhütten" bieten verschiedenen Händlern tageweise die Möglichkeit, ihre Waren auf dem Weihnachtsmarkt Essen-Steele zu verkaufen / © Oliver Kelch (DR)

1310 wurde ein Nikolausmarkt in München erstmals urkundlich genannt, 1434 der Dresdener Striezelmarkt erstmals erwähnt. Und der Nürnberger Christkindlesmarkt lässt sich bis Mitte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen.

Vermassung beginnt in den 1960er Jahren

Entstanden seien Weihnachtsmärkte vor allem in protestantischen Städten, berichtet der Regensburger Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder. In katholischen Gegenden habe man bis weit in das 20. Jahrhundert hinein kaum Speisen anbieten können, weil der Advent als Zeit des Fastens begangen wurde.

"Die Vermassung des Weihnachtsmarktes beginnt in den 1960er Jahren", sagt der Wissenschaftler. Den aktuellen Erfolg erklärt er damit, dass die Menschen auch im Zeitalter des Individualismus nach Gemeinschaft suchten.

Zudem vermittele der Weihnachtsmarkt das Gefühl, in eine romantische Welt einzutauchen, die mit Kindheitserinnerungen verbunden ist, mit Gemütlichkeit, Gerüchen und Geräuschen.

Christliche Symbole werden verdrängt

Allerdings: Weihnachtsmärkte werden in den vergangenen Jahren immer lauter, bunter und globalisierter. Aus dem Nikolaus wird der Weihnachtsmann, das russische Väterchen Frost oder gleich ein gemütlicher Bär mit Zipfelmütze.

Christliche Symbole werden verdrängt. "Die heutige Dekoration ist eine Mischung aus Fantasyroman, Ikea und Landlust", sagt Hirschfelder.

Dazu passt, dass immer mehr Städte ihre Weihnachtsmärkte in "Wintermärkte" umfunktionieren - und noch früher starten. In Frankfurt ist "CityXmas" schon seit dem 28. Oktober geöffnet - viel Stress für manche Geschäfte, die von der Oktoberfest-Dekoration auf Halloween und dann schnell auf Adventsstimmung umstellen müssen.

Quelle:
KNA