Bonifatiuswerk sammelt für Gläubige in der Diaspora

"Entdecke, wer dich stärkt"

An diesem Sonntag macht das Bonifatiuswerk auf die Situation von Christen in der Diaspora aufmerksam. "Wir sind dankbar für jedes Gebet, jede Unterstützung", sagt Monsignore Georg Austen. Im Interview stellt er konkrete Projekte vor.

Fahne am Hauptsitz des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, Paderborn / © Andreas Kühlken (KNA)
Fahne am Hauptsitz des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, Paderborn / © Andreas Kühlken ( KNA )

DOMRADIO.DE: Monsignore Georg Austen, auf der ganzen Welt sind gerade sehr viele Menschen auf Spenden angewiesen. Warum sind auch Spenden für Katholikinnen und Katholiken in der Diaspora dringend notwendig?

Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken): Ganz klar, diese Not, die uns sofort ins Herz und ins Auge springt, sei es durch Kriege oder Katastrophen, braucht unsere Hilfe und Unterstützung. Aber es gibt auch andere Nöte, die Menschen existenziell berühren.

Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken / © Andreas Kühlken (KNA)
Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken / © Andreas Kühlken ( KNA )

Ich denke da an unsere mehr als 800 Projekte, die wir im letzten Jahr dank der Spender und Spenderinnen unterstützen konnten: Zum Beispiel denke ich an die Bedürftigen und Obdachlosen im Projekt "Essen ist fertig!" in Berlin, die dort eine Mahlzeit und eine Begleitung bekommen.

Monsignore Georg Austen

"Not hat verschiedene Gesichter und diese Not steht nebeneinander."

Oder an das Kinderhospiz Leo, wo todkranke oder schwerstkranke Kinder und ihre Familien eine Begleitung erfahren. Oder an das Projekt U25, wo junge Menschen am Abgrund des Lebens in Suizid-Erfahrungen und Gefährdungen eine Begleitung und Beratung bekommen.

Migranten winken von einem Boot um Hilfe / © Karolina Sobel/Sea Watch/AP (dpa)
Migranten winken von einem Boot um Hilfe / © Karolina Sobel/Sea Watch/AP ( dpa )

Ich denke an Projekte für Geflüchtete, die hier vor Ort eine Heimat suchen, wenn sie aus Kriegsgebieten kommen.

Not hat verschiedene Gesichter und diese Not steht nebeneinander. Es liegt natürlich in der Entscheidung eines jeden Einzelnen, wo man unterstützen und Hilfe geben kann.

Nöte kann ich nicht gegeneinander ausspielen. Da sind wir sehr dankbar, dass Spender, denen die große Not der Welt am Herzen liegt, auch vor die eigene Haustür gucken und in materieller, aber auch existenzieller oder geistlicher Not Menschen helfen.

DOMRADIO.DE: Das Leitwort der Diaspora-Aktion lautet "Entdecke, wer dich stärkt". Wer ist es denn, der oder die uns stärkt?

Austen: Ich glaube, das ist sehr unterschiedlich. Wir möchten ermutigen und einladen, auf Entdeckungsreise zu gehen. Das kann für mich mein Glaube sein, der mir Halt und Orientierung gibt. Das kann auch die Person im Umfeld sein, die mir hilft und die mich unterstützt.

Das kann aber auch der Fremde sein, der mir hilft und eine Stärkung gibt in allen Herausforderungen, manchmal Überforderungen des Lebens, in denen ich Stärkung brauche. Das können Freunde und Familie sein, ein tröstendes Wort, aber eben auch finanzielle Hilfe. Wo ich merke, ich bin nicht allein. Das ist ja auch das Leitwort des Bonifatiuswerkes: Keiner soll alleine glauben.

DOMRADIO.DE: Gerade jetzt in Zeiten verschiedener und großer Krisen streben die Menschen nach Sinn und nach Hoffnung. Was können Sie da vom Bonifatiuswerk anbieten?

Monsignore Georg Austen

"Wir leisten immer Hilfe zur Selbsthilfe für Projekte und Menschen vor Ort."

Austen: Ja, natürlich keinen Koffer mit Patentrezepten, sondern wir leisten immer Hilfe zur Selbsthilfe für Projekte und Menschen vor Ort, in Nordeuropa, in Deutschland oder im Baltikum, um dort Menschen zu begegnen.

Ich denke beispielsweise, wenn es um Sinnsuche geht, an die Kindertagesstätten, die wir unterstützen; wo Kinder auch etwas von den Inhalten des Glaubens und von Ritualen erfahren.

Spielsachen in einem Kindergarten / © Harald Oppitz (KNA)
Spielsachen in einem Kindergarten / © Harald Oppitz ( KNA )

Ich denke an Kirchen und Klöster als Räume des Glaubens und viele soziale Projekte, wo Menschen Hoffnung stiften, aber auch Hoffnung erfahren.

Und das ist eben die Kehrseite. Wo erlebe ich, dass ich Stärkung erfahre? Aber wo kann ich auch andere stärken?

Wir haben ein großes Projekt "Räume des Glaubens schaffen" in ganz Deutschland, wo es auch um die Gestaltung und Aufarbeitung unserer Kirche geht, mit allen Herausforderungen in der Gesellschaft.

Mit all' dem, was uns bewegt; wo wir im Geist des Evangeliums die Welt gestalten wollen, aber eben auch Menschen zur Seite stehen.

Und ich glaube, dass das Menschen auch Sinn und Hoffnung gibt, wenn das konkret wird.

DOMRADIO.DE: Die Kollekten der katholischen Gottesdienste kommen an diesem Diaspora-Sonntag dem Bonifatiuswerk zugute. Es gibt aber noch mehr Möglichkeiten, zu diesem Anlass zu spenden, oder?

Austen: Ja, uns ist auch das verbindende Gebet wichtig. Ansonsten können Sie auf der Homepage direkt überweisen. Es gibt auch eine Charity-SMS – da kann man mit dem Kennwort "Boni" an die 81190 Geld senden oder man kann anders spenden. Wir sind dankbar für jedes Gebet, für jede Unterstützung.

Und ich kann mich nur bei allen bedanken, die es mit Interesse begleiten; die heute Stärkung in den Gottesdiensten erfahren, aber die eben auch andere im Laufe des Jahres stärken und damit an der Seite des Bonifatiuswerkes und vieler, die auf unsere Hilfe warten, stehen.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken

Das Bonifatiuswerk wurde 1849 in Regensburg bei der dritten Generalversammlung der Katholischen Vereine Deutschlands – einem Vorläufer der heutigen Katholikentage – als „Bonifacius-Verein für die kirchliche Mission in Deutschland“ gegründet. Namensgeber ist der als Apostel der Deutschen geltende heilige Bonifatius (672/675-754).

Bonifatiuswerk / © Andreas Kühlken (KNA)
Bonifatiuswerk / © Andreas Kühlken ( KNA )
Quelle:
DR