Er bezieht sich auf die "strukturelle Absicherung des Göttlichen in den Händen eines kirchlichen Verantwortungsträgers". Dies schreibt Linder in der Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (Dezember). "Anwalt des christlichen Gedächtnisses" sei nicht mehr der Papst, "sondern es sind alle Menschen, die den Glauben leben und damit weitertragen", so der Tübinger Theologe.
Eigene Version des Glaubens leben
Es bleibe heute keine andere Möglichkeit, als "die eigene Version dessen, was man aus dem Evangelium gelernt hat, zu leben und, wenn man möchte, dafür zu werben", so Linder.
"Vielleicht ist in der Digitalität das Netz des Netzwerks, das durch den Streit darüber geknüpft wird, was heute konkret für Christinnen und Christen aus dem Glauben heraus zu tun ist, der Ort des Göttlichen", schreibt der Theologe.
Konflikte werden entstehen
Eine Harmonisierung kirchlichen Denkens könne künftig nicht das Ziel sein. "Es wird Streit geben, bei dem man keine Lösung findet. Dann auch einmal einen Weg zu gehen, der sich im Nachhinein als falsch herausstellt, ist in der Digitalität notwendig: versuchen, verwerfen, daraus lernen, erneut versuchen.“
Kirche müsse neu gedacht werden in der heutigen Zeit: "Nicht als eine gegen die Welt streitende Kirche, wie sie in früheren Vorstellungen dominant war, sondern als eine in der Welt und mit sich streitenden Kirche."
Kirche könne die Bedingungen der digitalen Welt nicht verneinen, betont Linder. "Kirche funktioniert in der Digitalität nur mit und in der Welt, nicht gegen die Welt.“