Stolperstein vor Kirche mit Hakenkreuz beschmiert

"Wir können nicht schweigen"

Nahe der katholischen Kirche in Gera wurde ein Stolperstein für den NS-Gegner und katholischen Priester Aloys Scholze geschändet. Die Polizei hat den Vorfall aufgenommen, die Stadt Gera stellte Strafanzeige.

Menschen gehen an Stolpersteinen im Pflaster eines Bürgersteigs vorbei. / © MdV-works (shutterstock)
Menschen gehen an Stolpersteinen im Pflaster eines Bürgersteigs vorbei. / © MdV-works ( shutterstock )

Wie das Bistum Dresden-Meißen am Donnerstag mitteilte, entdeckten Zeugen am Morgen den mit einem Hakenkreuz beschmierten Gedenkstein. Scholze gehört zu den drei Priestern des Bistums, die im KZ Dachau ums Leben kamen.

Feige beschmutzt

Der Geraer Pfarrer und Dekan Bertram Wolf erklärte: "Pfarrer Aloys Scholze war ein Mann, der trotz größter Gefahren dem NS-Regime mutig die Stirn bot und sein Engagement mit dem Leben bezahlte. Dass sein Andenken heute auf diese feige Weise beschmutzt wurde, ist ein Affront, zu dem wir nicht schweigen können."

"Es zeigt, dass es leider immer noch Unbelehrbare gibt, die nichts aus der zerstörerischen Geschichte des Nationalsozialismus gelernt haben", so Wolf. Scholze trat 1921 als Kaplan seine erste Stelle in der Sankt Elisabethgemeinde in Gera an, wo er fünf Jahre wirkte.

Tod in Dachau 

Von 1931 bis 1941 war Scholze Pfarrer in Leutersdorf. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten half er hier Verfolgten und Regimegegnern bei der Flucht über die nahe gelegene Grenze zur Tschechoslowakei, etwa 1933 dem SPD-Politiker Helmut Klotz. Diese Fluchthilfe und seine regimekritischen Predigten führten im Mai 1941 zu seiner Verhaftung.

Am 1. September 1942 starb er krank und entkräftet im KZ Dachau. Seine Urne wird seit 2011 zusammen mit den Urnen seiner beiden ebenfalls im KZ Dachau umgekommenen Mitbrüder Alojs Andritzki und Bernhard Wensch in einem Schrein am Seitenaltar der Dresdner Kathedrale aufbewahrt.

Stolpersteine von Gunter Demnig

Über 70.000 Stolpersteine hat er schon verlegt - fast überall in Europa erinnern sie an das Schicksal von deportierten Juden. Doch am Ziel ist der Künstler Gunter Demnig noch längst nicht. Junge Menschen könnten anhand von Einzelschicksalen die NS-Verbrechen besser aufarbeiten, sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb will er noch viel mehr Stolpersteine vor Häusern verlegen, in denen die Menschen einst lebten.

Gunter Demnig verlegt 70.000. Stolperstein / © Thomas Rohnke (epd)
Gunter Demnig verlegt 70.000. Stolperstein / © Thomas Rohnke ( epd )
Quelle:
KNA