Aktueller Russland-Angriff erinnert Bischöfe an "Holodomor"

"Liquidierung des ukrainischen Volkes"

Ukrainisch griechisch-katholische und römisch-katholische Bischöfe haben den "Holodomor" vor 90 Jahren in eine Linie mit dem aktuellen Angriff Russlands auf die Ukraine gestellt. Er sei eine der größten menschlichen Katastrophen.

Eine der beiden Engelsstatuen, die den Eingang einrahmen, steht vor der Kerze der Erinnerung, dem zentralen Teil des Nationalmuseums Holodomor / © ---/Ukrinform (dpa)
Eine der beiden Engelsstatuen, die den Eingang einrahmen, steht vor der Kerze der Erinnerung, dem zentralen Teil des Nationalmuseums Holodomor / © ---/Ukrinform ( dpa )

Dies beziehen die griechisch-katholischen Bischöfe in einer offiziellen Erklärung anlässlich des "Holodomor"-Gedenktags (25.November), auf die gesamte Geschichte der menschlichen Zivilisation.

Die Erklärung ist von Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk gezeichnet. Die Bischöfe gedenken darin der unzähligen Opfer und rufen zugleich zur nationalen Einheit der Ukraine, aber auch zur internationalen Solidarität mit ihrem Land auf.

Bis zu acht Millionen Opfer 1932/33 

Unter "Holodomor" ("Hungermord") versteht man die Katastrophe der Jahre 1932/33 in der Ukraine, die von den Sowjets absichtlich herbeigeführt wurde, um die wohlhabenden ukrainischen Großbauern ("Kulaken") zu schwächen und zum Eintritt in die Kolchosen und Sowchosen zu zwingen.

Nach Schätzungen forderten die Repressionen der Sowjets in der Ukraine bis zu acht Millionen Opfer.

Melaniya Kovalenko wurde während des Holodomor geboren / © Emilio Morenatti (dpa)
Melaniya Kovalenko wurde während des Holodomor geboren / © Emilio Morenatti ( dpa )

Stalins Plan habe darauf abgezielt, das ukrainische Volk und seine Identität zu zerstören "und seinen Hoffnungen auf ein freies Leben für immer ein Ende zu setzen", erklärten die Bischöfe.

Moskau wolle Ukraine zerstören

Moskau sei es vor 90 Jahren nicht gelungen, die Ukraine zu zerstören, nun versuche man es erneut. Es gehe um die "Liquidierung des ukrainischen Volkes, die Zerstörung seiner Freiheit und Zukunft".

Vor 90 Jahren habe die Welt dem imperialen Treiben Russlands still und zynisch zugesehen und nichts gegen die Ermordung von Millionen Ukrainern unternommen, so die Bischöfe.

Appell an die Weltöffentlichkeit 

Sie appellierten an die Weltöffentlichkeit, die Ukraine dieses Mal gegen denselben Feind zu unterstützen. Die Bischöfe schreiben von einem "globalen Kampf gegen die russische Aggression".

Auch die römisch-katholischen Bischöfe in der Ukraine erinnerten an den Holodomor. Das freiheitsliebende ukrainische Volk habe sich vor 90 Jahren als Hindernis für die Machtansprüche des bolschewistischen Russlands erwiesen, und heute sei es nicht anders, hielten sie in einer Erklärung fest. Die genaue Zahl der Opfer sei unbekannt, "doch Gott kennt jedes einzelne Opfer mit Namen."

Gegenwärtiger Krieg sei Fortsetzung

Im Bewusstsein der furchtbaren Verbrechen seien die Ukrainer - als Kirche und Volk - stärker geworden und verstünden "das Ausmaß des Bösen, dem wir begegnen" noch besser. Der gegenwärtige Krieg um die Unabhängigkeit der Ukraine sei die Fortsetzung des alten Kampfes. Die russischen Behörden nutzten die gleichen Formen der Einschüchterung und Zerstörung der Ukraine.

Deutschland beherbergt die meisten Ukraine-Flüchtlinge in der EU

Die Zahl der Kriegsvertriebenen aus der Ukraine mit temporärem Schutzstatus in der EU hat wieder die Marke von vier Millionen überschritten. Fast drei von zehn fanden Aufnahme in Deutschland, wie das europäische Statistikamt Eurostat (Mittwoch) in Luxemburg mitteilte. Demnach beherbergte die Bundesrepublik zum Stichtag 30. Juni über 1,1 Millionen Ukrainer und andere Drittstaatsangehörige, die vor dem Krieg geflohen sind, mehr als jedes andere EU-Land.

Anastasiia Kramarenko, Geflüchtete aus der Ukraine, mit ihrem Baby auf dem Schoß und ihrem Sohn daneben in ihrer Unterkunft im Aloisiuskolleg in Bonn am 6. Dezember 2022. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Anastasiia Kramarenko, Geflüchtete aus der Ukraine, mit ihrem Baby auf dem Schoß und ihrem Sohn daneben in ihrer Unterkunft im Aloisiuskolleg in Bonn am 6. Dezember 2022. / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA