Weihbischof Steinhäuser weiht fünf Ständige Diakone

Nicht als Traumtänzer unterwegs sein

Von nun an sind sie neben ihrem Zivilberuf Brückenbauer zwischen Kirche und Welt: Ständige Diakone dürfen predigen, taufen, Trauungen und Beerdigungen feiern. Am Samstag hat Weihbischof Steinhäuser fünf neue Diakone geweiht.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti

Die Gemeinschaft der Ständigen Diakone im Erzbistum Köln hat seit diesem Samstag fünf Neuzugänge. Gleich zu Beginn des feierlichen Pontifikalamtes im Kölner Dom stellt Weihbischof Rolf Steinhäuser daher fest, dass diese Stunde etwas Großes habe: Fünf Männer würden sich mit Herz und Händen in den kirchlichen Dienst nehmen lassen.

Und das zu einer Zeit, wie er später in seiner Predigt ausführt, in der die aktuelle gesellschaftliche und kirchliche Situation einen solchen Schritt nicht gerade nahe lege, zumal die Zahlen der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung "brisant und niederschmetternd" seien.

Steinhäuser hebt Motivation der Kandidaten hervor

Denn der Anteil der kirchlich-religiös geprägten Menschen betrage demnach in Deutschland nur noch 13 Prozent, die Gruppe der religiös Distanzierten liege lediglich bei 25 Prozent, während sich eine Mehrheit von 56 Prozent der Bevölkerung als säkular ansehe und Religion für sie keine Lebensrelevanz mehr habe.

Das Vertrauen in die katholische Kirche sei weitgehend zerbrochen, zeichnet der Bischof zunächst ein eher düsteres Bild kirchlicher Realität. 43 Prozent der Katholiken erwägten immer mal wieder, aus der Kirche auszutreten.

Doch dieser ernüchternden Analyse stellt Steinhäuser die jeweils persönliche Motivation der fünf Kandidaten entgegen, die diese kurz vor ihren Weiheexerzitien geäußert haben: "Ich bitte um die Diakonenweihe, weil ich glaube, dass Gott mich dazu berufen hat; … weil ich etwas von dem vielen Guten, dass ich in unserer Kirche empfangen habe, zurückgeben möchte; …damit ich die Kirche ein klein wenig verändern kann – da, wo ich stehe; …weil ich vertraue, dass es Gottes Weg für mich ist und er ihn mit mir gehen will; …weil ich meine, dass es not-wendig ist".

Frohe Botschaft als Ermutigung für den Dienst

Der Weihbischof führt aus, dass es genau darauf ankomme: sich für die anderen in den Dienst nehmen zu lassen, um "Not zu wenden" und zählt analog zum Evangelium, das die Diakonanden für ihren Festtag gewählt haben, beispielhaft die tätigen Werke der Barmherzigkeit auf: Hungrigen zu essen zu geben, Durstigen zu trinken zu geben, Nackte zu bekleiden, Kranke und Gefangene zu besuchen. Eine entsprechende Grafik von Weihekandidat Dirk Bröckerhoff, die diesen Auftrag ins Zentrum rückt, ziert das Deckblatt des Messheftes.

Rolf Steinhäuser

"Der Diakon holt die in die Mitte, die sonst immer am Rande oder draußen vor sind."

Steinhäuser will Mut machen, indem er den Männern, die aus Gemeinden in Heiligenhaus, Siegburg, Euskirchen, Hochdahl und Leverkusen kommen, die Frohe Botschaft mit auf den Weg gibt, "nicht, um zu beschönigen und zu beschwichtigen", wie er ausdrücklich betont, "sondern als eine Botschaft, die trägt und hält; eine Botschaft, auf der man ein Leben gründen kann".

Er unterstreicht: "Der Diakon ist die ausgestreckte Hand der Kirche zu den Notleidenden und Armen. Er holt die in die Mitte, die sonst immer am Rande oder draußen vor sind. Er steht für den dienenden Christus, der durch seinen Dienst gegenwärtig wird." Darum sei der Platz eines Diakons auch an den Tischen und beim Füßewaschen. Weiter definiert der Bischof: "Er verkündet das Evangelium in jeder Messe, damit diese Botschaft ausgesprochen wird und Gehör bekommt."

Worauf es wirklich ankommt

Und noch etwas Grundlegendes will Steinhäuser bei den angehenden Seelsorgern verankert wissen, indem er aus der Römer-Lesung, die zuvor eine der Ehefrauen vorgetragen hat, zitiert: "Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung. Gewährt jederzeit Gastfreundschaft. Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! Freut euch in der Hoffnung, seid geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet."

Wer das beherzigen und damit Ernst machen würde, brauche keine Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung mehr zu fürchten, so der Weihbischof.

Dank an die Familien der neuen Diakone

Doch er malt auch ein realistisches Bild von dem, was mit einer Berufung in den kirchlichen Dienst einhergehen könne, und warnt: "Wer so lebt, der findet nicht nur Zustimmung, sondern auch Widerspruch. Auf den werden sich auch Gegner einschießen. Aber Christsein ohne Kreuz geht eben nicht."

Rolf Steinhäuser

"Lieben Sie diese Kirche Jesu, aber werden Sie nie zu Kirchenfunktionären!"

"Sie sind keine Traumtänzer", wendet sich der Weihbischof den Diakonanden zu und appelliert abschließend an sie: "Lieben Sie diese Kirche Jesu, aber werden Sie nie zu Kirchenfunktionären!“ Ausdrücklich dankt er den Ehefrauen und Kindern, ihre Männer und Väter genau davor zu bewahren und sie bei ihrem Dienst zu unterstützen. "Sie helfen, dass dieser Dienst lebbar wird", formuliert er anerkennend.

Später gehört es zu den berührendsten Momenten, als die Frauen zunächst bei dem Bereitschaftsversprechen hinter ihren Männern stehen – ein symbolträchtiges Bild dafür, dass auch sie Teil dieses Dienstes sind und dem Ehepartner den Rücken stärken – dann aber jeweils an deren Seite in den Altarraum vortreten, um auch offiziell vor der im Dom versammelten Gemeinde dem Bischof die eigene Bereitschaft zum Mittragen dieser Aufgabe, die schließlich immer auch die ganze Familie betrifft, zuzusagen.

Dank und große Freude

Es folgen die Heiligenlitanei, die schweigende Handauflegung des Bischofs und das Weihegebet. Das Anlegen von Stola und Dalmatik erfolgt durch den jeweiligen Gemeindepfarrer. Dann überreicht Steinhäuser den neu geweihten Diakonen in einem eigenen Ritual das Evangeliar. Und schließlich zieht eine schier endlose Reihe an Mitbrüdern im diakonalen und priesterlichen Dienst, angeführt von den Verantwortlichen in der Diakonenausbildung, an den Neugeweihten vorbei.

Ihre Umarmungen und Segenswünsche sind sichtlich von großer Zugewandtheit und Herzlichkeit geprägt. Denn sie sind dankbar: Von nun an verstärken ihre Gemeinschaft diese fünf gestandene Männer, die sich über insgesamt sechs Jahre intensiv und in sehr unterschiedlichen Modulen im Erzbischöflichen Diakoneninstitut auf ihren praktischen Gemeindeeinsatz vorbereitet haben.

Ein Grund zu großer Freude – das kommt an diesem Vormittag im Kölner Dom immer wieder zum Ausdruck. Vor allem aber sind es die Diakone selbst, die spürbar ausstrahlen, dass mit diesem nun formal abgeschlossenen Berufungsweg für sie noch einmal etwas ganz Neues beginnt.

Quelle:
DR