Der tschechische Priester Karel Orlita (53) ist neuer Präsident der Internationalen Vereinigung der Exorzisten (AIE). Wie der Weltverband auf seiner Website mitteilte, wählten 203 Priester und 100 Hilfsexorzisten aus aller Welt Orlita bei ihrer 14. internationalen Tagung zum Nachfolger von Francesco Bamontes, der nach zwei Amtsperioden künftig als Vizepräsident fungiert.
Vatikanisch anerkannte Exorzistenvereinigung
Der Weltverband der Exorzisten ist nach eigenen Angaben die einzige derartige Vereinigung, die vom Vatikan anerkannt ist.
Sie zähle rund 900 aktive Exorzisten und Hilfsexorzisten; darunter 483 in Italien, 62 in den USA und 48 in Mexiko. 13 kommen den Angaben zufolge aus Afrika, ebenso viele aus der Tschechischen Republik.
Um Exorzist zu sein, genüge es nicht, "eine gute theologische Ausbildung zu haben und ein guter Priester zu sein", sagte der neue Präsident; es brauche "noch etwas mehr".
Exorzisten sind keine katholischen Zauberer
Manche Gläubige wendeten sich an die Exorzisten, "als wären sie katholische Zauberer", so Orlita. Beim Exorzismus gehe es aber darum, "die Qualität des christlichen Lebens zu verbessern".
Unter Exorzismus wird die rituelle Vertreibung böser Mächte und Geister aus Personen, Lebewesen oder Gegenständen verstanden.
Solche Praktiken gibt es in vielen Kulturen und sollen der ganzheitlichen Reinigung und Heilung dienen.
Biblische Dämonenaustreibungen als Vorbild
Die katholische Kirche versteht darunter eine Bitte an Gott, den Menschen von der Macht des Bösen zu befreien.
Der Exorzismus kann auch einen im Namen Jesu Christi an den Teufel gerichteten Befehl umfassen, den Betroffenen zu verlassen.
Die Vollmacht zum Vollzug des Exorzismus leitet die Kirche aus dem Neuen Testament ab. Vorbild sind die Dämonenaustreibungen, die Jesus laut biblischer Darstellung vornahm.
Wie ein Exorzismus durchgeführt wird
Laut vatikanischen Richtlinien muss ein Exorzist zunächst prüfen, ob wirklich ein Fall von Besessenheit vorliegt.
Um böse Mächte zu vertreiben, spricht der Priester unter anderem Gebete und Segensformeln; gegebenenfalls berät er sich auch mit Medizinern und Psychiatern.
Der 1999 vom Vatikan etablierte "Große Exorzismus" ist ein einstündiges und fast vollständig in lateinischer Sprache vorgetragenes Gebet. Das Ritual wird immer von zwei Priestern durchgeführt.
Teufelsaustreibungen gab es schon in früher Kirche
Nach Aussage des britischen Kirchenhistorikers Francis Young reicht die Praxis der Teufelsaustreibung in der katholischen Kirche fast bis in ihre Anfänge zurück.
Am wenigsten ausgeprägt sei sie in den 1960er Jahren gewesen; danach habe ihre Popularität dank konservativer Priester und Gläubigen wieder zugenommen.
Dazu trage auch ein wachsender Einfluss von Bischöfen aus Afrika, Asien und Lateinamerika bei, wo der Katholizismus dem Druck konkurrierender evangelischer und Pfingstbewegungen ausgesetzt sei.
Horrorfilm über Verbandsgründer
Die Internationale Vereinigung der Exorzisten, der nicht nur Priester angehören, gibt es seit 1994. 2014 erkannte die vatikanische Kleruskongregation den Zusammenschluss offiziell an und billigte dessen Statuten.
Gründer der AIE war der 2016 gestorbene Priester Gabriele Amorth. Dessen Leben lieferte die Vorlage für den fiktiven Horrorfilm "The Pope's Exorcist" (2023).