Thema Kirche und Rechtsradikalismus wird immer wichtiger

Experten sorgen sich

Das Thema Kirche und Rechtsradikalismus wird nach Einschätzung von Experten dringlicher. Bei einem Thema sehen sie besonders große Chancen für Anknüpfungspunkte von Menschen mit rechtsradikalen Einstellungen.

Ein rechtsextremer Demonstrant steht zwischen Deutschlandfahnen / © Caroline Seidel (dpa)
Ein rechtsextremer Demonstrant steht zwischen Deutschlandfahnen / © Caroline Seidel ( dpa )

Seit der Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober erhält das Kompetenzzentrum für Demokratie und Menschenwürde (KDM) in Freising und Nürnberg nach eigenen Angaben immer mehr Anfragen von kirchlichen Räten, Verbänden und Vereinen zum Thema Kirche und Rechtsradikalismus.

Inzwischen könnten nicht mehr alle Beratungswünsche bedient werden, sagte die Freisinger Theologin Claudia Pfrang am Montag vor Journalisten. Pfrang ist eine von zwei Projektverantwortlichen für das KDM, das von den bayerischen Bischöfen 2018 gegründet wurde.

Auch in Gremien Menschen mit rechten Einstellungen vertreten

Der Politologe und KDM-Mitarbeiter Kai Kallbach sagte, es müsse rechtssichere Lösungen dafür geben, wie etwa mit AfD-Politikern in kirchlichen Gremien umgegangen werden könne. Es sei "keineswegs so", dass Personen mit rechten Einstellungen nicht in Pfarrgemeinderäten vertreten seien. 

Im Bistum Würzburg gebe es in der Satzung für diese Gremien bereits einen Unvereinbarkeitspassus. Dieser sei allerdings inhaltlich gefasst, ohne eine bestimmte Partei zu benennen.

Laut Satzung vom 14. Juni 2021 kann im Bistum Würzburg ein Mitglied aus dem Pfarrgemeinderat ausgeschlossen werden, "wenn es rassistische, fremdenfeindliche oder sonstige menschenrechtswidrige Auffassungen öffentlich kundgibt oder vertritt oder Mitglied von Organisationen und Parteien ist oder diese unterstützt, die diese Auffassungen vertreten". Außerdem enthält die Satzung dazu einen Verfahrensweg.

Anknüpfung gut bei Ungleichbehandlung möglich

Entscheidend für gelingende "Brückenschläge von Rechtsaußen in die Kirche" sind den KDM-Experten zufolge Ungleichheitsvorstellungen. Mit der Ungleichbehandlung von Frauen und nicht-heterosexuellen Menschen biete die Kirche dafür Anknüpfungspunkte, sagte Pfrang.

Auch vor diesem Hintergrund sei die Debatte um Reformen, wie sie in Deutschland beim Dialogprojekt Synodaler Weg verhandelt worden seien, so wichtig. Sie zeige, "wo die Grenzlinie zwischen einem offenen und einem fundamentalistischen Christentum verläuft".

Pfrang und Kallbach äußerten sich bei der Vorstellung eines Sammelbandes mit dem Titel "Die katholische Kirche und die radikale Rechte - Analysen und Handlungsperspektiven", der neu im Würzburger Echter-Verlag erschienen ist. Beide sind Mit-Herausgeber.

Der Band enthält Beiträge mehrerer Autorinnen und Autorinnen, die vor einem Jahr bei einer Fachtagung des KDM in Nürnberg referiert haben.

Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus – aktiv für Demokratie und Menschenrechte (BAG K+R) ist ein ökumenisches Netzwerk von Projektstellen, Organisationen und Basisinitiativen, die sich mit der Wahrnehmung und präventiven oder interventiven Bearbeitung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und extrem rechten Orientierungen im Raum der Kirche befassen. Ihr gehören aktuell 38 Mitgliedsorganisationen aus allen Regionen Deutschlands an.

Henning Flad, Projektleiter BAG Kirche & Rechtsextremismus (BAG Kirche & Rechtsextremismus)
Quelle:
KNA