Die Theologin Dorothea Gauland wird neue Pfarrerin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz für den interreligiösen Dialog. Sie werde zum 1. Dezember für sechs Jahre berufen, teilte die Landeskirche am Dienstag in Berlin mit. Zu ihren Aufgaben gehört nach kirchlichen Angaben unter anderem die Entwicklung und Begleitung von Dialogprojekten und der Kontakt zu politischen und gesellschaftlichen Gruppen in Fragen des interkulturellen und interreligiösen Dialogs. Die besondere Pfarrstelle gibt es in der Landeskirche seit 2012.
Sie lehnt die politischen Ansichten des Vaters ab
Dass die Tochter des AfD-Bundestagsabgeordneten und früheren AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland die politischen Ansichten ihres Vaters eindeutig ablehne, habe sie bereits mehrfach öffentlich erklärt, betonte die Landeskirche. Dafür stehe auch ihr großes Engagement im interreligiösen Dialog, in der Migrations- und vor allem der Integrationsarbeit. Sie verfüge über große interkulturelle Kompetenz auch in internationalen Zusammenhängen. Die Theologin hatte unter anderem 2016 in einem Interview Äußerungen ihres Vaters als schrecklich bezeichnet und selbst einen Flüchtling aufgenommen.
Dorothea Gauland stammt den Angaben zufolge aus Frankfurt am Main und hat in Heidelberg, Rom und Berlin evangelische Theologie studiert. Sie hat als Pfarrerin für Ökumene und interreligiösen Dialog im Dekanat Mainz der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und als Pfarrerin der evangelischen Emmausgemeinde in Mainz gearbeitet. In ihrem neuen Amt folgt sie auf Andreas Goetze, der vor zehn Jahren als erster landeskirchlicher Pfarrer für den Interreligiösen Dialog aus Hessen nach Berlin gekommen und im vergangenen Jahr nach Frankfurt am Main zurückgekehrt war.
Begegnungen fördern
Die Stelle der landeskirchlichen Pfarrerin für den interreligiösen Dialog ist den Angaben zufolge beim Berliner Missionswerk angebunden. Die Pfarrerin werde durch den Missionsrat berufen, hieß es. Zu ihren Aufgaben gehört laut Missionswerk unter anderem, Begegnungen zwischen Christen, Juden, Muslimen und anderen Religionen zu fördern, "damit Glaubende verschiedener Religionen einander besser verstehen, respektvoller zusammenleben und gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden eintreten".
Die Pfarrerin für den interreligiösen Dialog solle auch theologische Grundsatzfragen bearbeiten, hieß es. Dazu gehörten unter anderem Fragen des christlichen Selbstverständnisses in einer multireligiösen Situation sowie Fragen theologischer Grundlagen des Judentums und des Islams in ihrem Verhältnis zum christlichen Glauben. Auch die Beratung, Begleitung und Fortbildung unter anderem von Gemeinden, kirchlichen Gremien und Einrichtungen wie Kitas, Schulen und Familienbildungsstätten gehört zu ihren Aufgaben.