Bilder von inhaftiertem Bischof in Nicaragua veröffentlicht

26 Jahre Haft

In Nicaragua haben die Behörden Bilder des seit über einem Jahr inhaftierten Bischofs Roland Alvarez veröffentlicht. Es sei das zweite Mal seit seiner Verurteilung, dass die Öffentlichkeit über seinen Zustand informiert werde.

Polizisten in Nicaragua / © Jeiner Huete_P (shutterstock)
Polizisten in Nicaragua / © Jeiner Huete_P ( shutterstock )

Wie regierungskritische Medien berichteten,  sei auf dem Bildmaterial ein reichhaltig gedeckter Tisch zu sehen, an dem Alvarez Besuch seiner Familien erhalten soll. Der Bischof wirkt schlanker als bei der ersten Veröffentlichung im Mai. Von wann exakt die Bilder stammen, ist nicht zu verifizieren.

Im August 2022 wurde Alvarez, der als einer der schärfsten Kritiker des links-autoritären Ortega-Regimes gilt, verhaftet, nachdem seine Residenz schon Tage zuvor von Polizisten belagert worden war und er Gottesdienste nur noch über Internet und Radio öffentlich hatte anbieten können. Die Regierung warf dem Bischof vor, gewalttätige Gruppen organisiert und zu "Hassverbrechen" angestiftet zu haben, die das Ziel gehabt hätten, "den Staat Nicaragua zu destabilisieren".

Alvarez wurde im Schnellverfahren verurteilt

Im Februar verurteilte ein Gericht Alvarez in einem Schnellverfahren wegen Ungehorsams, Untergrabung der nationalen Integrität und weiterer Delikte zu 26 Jahren Haft. Die Behörden entzogen ihm die Staatsbürgerschaft. Der Geistliche hatte sich geweigert, mit 222 weiteren politischen Gefangenen in die USA abgeschoben zu werden, die allesamt als Regierungskritiker gelten.

Die EU und die USA fordern ebenso wie zahlreiche Menschenrechtsorganisationen die Freilassung des Bischofs, der inzwischen laut Umfragen als eine der populärsten Figuren Lateinamerikas gilt. Vor wenigen Tagen erhielt Alvarez eine Auszeichnung der Kirche in Spanien.

Kirche kritisierte immer wieder Menschenrechtsverletzungen

Die katholische Kirche in Nicaragua, Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien kritisierten in den vergangenen Jahren immer wieder Menschenrechtsverletzungen der Regierung. Inzwischen sind Hunderte Nichtregierungsorganisationen verboten. Die Regierung des linksgerichteten Präsidentenpaares Daniel Ortega und Rosario Murillo ließ in den vergangenen Jahren zudem kirchliche Einrichtungen und Universitäten schließen, Kirchenvermögen konfiszieren und ging gezielt gegen Kirchenvertreter vor.

Derzeit deutet nichts auf ein versöhnliches Ende der innenpolitischen Spaltung Nicaraguas, die bei Ausschreitungen bereits Hunderte Tote gefordert hat. Die Ortega-Regierung weist alle Vorwürfe als politische Kampagne zurück. 

Bischof Alvarez in Nicaragua zu 26 Jahren Haft verurteilt

Mit einem drakonischen Urteil will das sandinistische Regime in Nicaragua ein Exempel statuieren, um kritische Stimmen im Land einzuschüchtern: Der Bischof von Matagalpa muss für mehr als 26 Jahre ins Gefängnis. "Ich will keinen neuen Märtyrer-Bischof in Lateinamerika": Mit diesen Worten beorderte Papst Franziskus Managuas Weihbischof Silvio Baez schon vor einigen Jahren ins Exil. Nur widerwillig und "im Geiste des Gehorsams" verließ der prominente Kritiker des sandinistischen Regimes Ende April 2019 seine Heimat Nicaragua.

Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle (dpa)
Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle ( dpa )
Quelle:
KNA