Arsch-Huh-Friedenskundgebung in Köln sorgt für Kritik

Zu wenig Distanz?

Die unter dem Titel "Give Peace a Chance", also "Gib dem Frieden eine Chance", geplante "Arsch huh"-Kundgebung in Köln sorgt laut einem Medienbericht schon im Vorfeld für Unmut. Grund soll eine mangelnde Distanzierung zur Hamas sein.

Demos gegen Fremdenfeindlichkeit - hier 2015 - haben in Köln eine lange Tradition. / © Marius Becker (dpa)
Demos gegen Fremdenfeindlichkeit - hier 2015 - haben in Köln eine lange Tradition. / © Marius Becker ( dpa )

So hat der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln, Abraham Lehrer, seine Teilnahme an der für Sonntag geplanten Kundgebung der Künstlerinitiative abgesagt, weil er den Organisatoren eine mangelnde Distanzierung von den Hamas-Überfällen vorwirft, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag) berichtet. Weder Lehrer noch die Veranstalter waren am Donnerstag für eine Stellungnahme zu erreichen.

Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Julia Steinbrecht (KNA)
Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Ich habe gestern den Aufruf erhalten und festgestellt, dass darin nicht das steht, was ich unterstützen kann", sagte Lehrer der Zeitung. Darin setzten "die Veranstalter den Terrorangriff der Hamas mit der Reaktion Israels darauf" gleich. Zudem sehe das verwendete Logo aus wie eine Palästinenserflagge, die in eine runde Form gepresst worden sei.

Naive Musiker?

Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Köln (DIG) und das Bündnis gegen Antisemitismus - BgA Köln kritisierten die Veranstalter: "Die doppelte Solidarität mit Israelis und den PalästinenserInnen nehmen wir den Musikern nicht ab. Sie sind einseitig und ihr Aufruf unterstützt die palästinensische Forderung nach einer Waffenruhe im Gazastreifen", teilten die Organisationen laut dem "Kölner Stadt-Anzeiger" mit. Es handele sich um eine "unselige Friedenskundgebung" des "naiven MusikerInnenbündnisses Arsch Huh".

Brings 1997 / © Achim Scheidemann (dpa)
Brings 1997 / © Achim Scheidemann ( dpa )

Zu der am Aachener Weiher geplanten Friedenskundgebung werden am Sonntagnachmittag unter anderem Politiker, Musiker und Kabarettisten wie Gerhart Baum, Jürgen Becker, Brings oder Wilfried Schmickler erwartet. Die Veranstaltung ist von 15 bis 17 Uhr geplant.

Lange Tradition als Friedenskundgebung

Am 9. November 1992 fand die Großveranstaltung "Arsch huh, Zäng ussenander" (Arsch hoch, Zähne auseinander) erstmals als Kundgebung gegen Rassismus, Intoleranz und rechtes Gedankengut in Köln statt - rund 100.000 Menschen besuchten sie. 

Zu den Teilnehmern der ersten Stunde zählen unter anderem bekannte Kölner Musiker und Bands wie Wolfgang Niedecken (BAP), Bläck Fööss, Brings und Höhner.

Quelle:
epd