Das sagte Latzel laut Predigttext am Sonntag in einem Festgottesdienst in Weyerbusch in Rheinland-Pfalz. Herbeigeführt durch Kriege, Korruption, den Handel mit Nahrungsmitteln und Klimawandel sei er "eine Waffe, ist Unrecht, ist himmelschreiende Sünde". Beides gehöre deshalb zusammen: "Der Hunger nach Brot und der Hunger nach Gerechtigkeit."
Latzel erinnerte in dem Zusammenhang an die von der Sowjetführung vor 90 Jahren in der Ukraine verursachte Hungersnot, den sogenannten Holodomor. Millionen Menschen fielen damals Zwangskollektivierung, Enteignung und Unterdrückung zum Opfer. "Eine Erfahrung, die viele zu uns geflohene Ukrainerinnen und Ukrainer bis heute nicht vergessen haben", sagte der rheinische Präses. "Hunger ist Teil der Geschichte ihrer Familien, ihres Landes."
Religion könne keine Privatsache sein
Angesichts des Unrechts damals wie heute könne Religion keine Privatsache sein, forderte der leitende Theologe der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland. "Am Umgang mit den Armen unserer Zeit entscheidet sich, wie wir mit Jesus Christus umgehen", betonte der Präses. Jesu Wirken zeichne aus, dass er nicht nur von Hunger, Unrecht und Brotteilen spreche, sondern auch einen fundamentalen Wandel bewirke. "Wandel säen, das heißt: auf Gottes Kommen in unsere Welt zu vertrauen", nahm Latzel Bezug zum Motto der diesjährigen Spendenaktion von "Brot für die Welt".
Seit 1959 bittet "Brot für die Welt" in jedem Jahr zu Beginn der Adventszeit um Spenden für Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Mit den Erlösen der 65. Spendensammlung unter dem Motto "Wandel säen" sollen Projekte gegen den weltweiten Hunger und für ein globales Ernährungssystem unterstützt werden.
Die Evangelische Kirche im Rheinland ist mit rund 2,27 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Sie erstreckt über ein Gebiet in den vier Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen.