"Brot für die Welt" warnt vor EU-Mercosur-Abkommen

"Beitrag zur Minderung von Armut"

Vor dem EU-Lateinamerika-Gipfel am Montag und Dienstag in Brüssel warnt das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" vor dem Abschluss des geplanten Freihandelsabkommens zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten.

Kaffee / © Ilja Generalov (shutterstock)

"In seiner aktuellen Fassung leistet das EU-Mercosur-Abkommen keinen Beitrag zu Armuts- und Emissionsminderung in Lateinamerika und sollte deshalb neu verhandelt werden", erklärte die Präsidentin von "Brot für die Welt", Dagmar Pruin, am Sonntag in Berlin. Der Vertrag sichere der EU nicht nur ihren technologischen Vorsprung, sondern blockiere auch eine nachhaltige Entwicklung in den Mecosur-Ländern Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay.

Pfarrerin Dagmar Pruin, Präsidentin der Hilfswerke "Brot für die Welt" und Diakonie Katastrophenhilfe (epd)
Pfarrerin Dagmar Pruin, Präsidentin der Hilfswerke "Brot für die Welt" und Diakonie Katastrophenhilfe / ( epd )

Pruin verwies auf eine neue Studie von "Brot für die Welt" zu den Auswirkungen des Abkommens. Demnach würden mit dem Abkommen viele politische Maßnahmen der Mercosur-Regierungen, die nachhaltige und lokale Wirtschaftsentwicklung unterstützen, verboten. Dazu gehörten etwa Vorschriften zur Verwendung von Mindestanteilen inländischer Produkte oder Investitionsauflagen.

Ungehinderten Zugang zu kostbaren Rohstoffen

Stattdessen sei vorgesehen, dass bei Staatsaufträgen, die etwa in Argentinien 13 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachen, die wettbewerbsfähigeren EU-Konzerne und deren günstigere Produkte den Vorzug erhalten.

Auch solle das Abkommen der EU den ungehinderten Zugang zu vielen kostbaren Rohstoffen ermöglichen. "Die EU möchte wichtige Rohstoffe wie Lithium oder Eisenerz importieren und anschließend die damit hergestellten Produkte günstig in den Mercosur-Raum verkaufen", kritisierte Pruin. "EU-Konzerne werden außerdem weiter in die fossile Energiewirtschaft in Südamerika investieren können." Dieser Umgang mit dem globalen Süden sei - gerade in Anbetracht von Klimakrise, Armut und wachsender Ungleichheit - vollkommen aus der Zeit gefallen.

Zusammenkunft auf höchster politischer Ebene

Am Montag und Dienstag treffen sich die Staats- und Regierungschefs Europas, Lateinamerikas und der Karibik in Brüssel. Es wird die erste Zusammenkunft auf höchster politischer Ebene seit fast zehn Jahren sein.

Das Mercosur-Abkommen befindet sich derzeit in der formaljuristischen Prüfung. Das bedeutet, dass rechtliche Experten das Abkommen im Detail überprüfen, um sicherzustellen, dass es mit den Gesetzen und Verträgen der beteiligten Parteien im Einklang steht. Anschließend kann das Abkommen zur Unterzeichnung und Ratifizierung vorgelegt werden. Seit Jahren gibt es Kritik am Abkommen, unter anderem über die Auswirkungen auf das Klima durch die wirtschaftliche Nutzung des Amazonas-Regenwaldes.

Hilfswerk "Brot für die Welt"

Als weltweit tätiges Entwicklungswerk der evangelischen Kirchen in Deutschland ist "Brot für die Welt" nach eigenen Angaben in mehr als 90 Ländern rund um den Globus aktiv. Gemeinsam mit lokalen Partnern hat das Hilfswerk den Ansatz, die Lebenssituation armer und ausgegrenzter Menschen zu verbessern. Zentraler Schwerpunkt der Arbeit ist die Ernährungssicherung. "Brot für die Welt"  unterstützt die arme und ländliche Bevölkerung darin, mit umweltfreundlichen und standortgerechten Methoden gute Erträge zu erzielen.

"Brot für die Welt" / © Jörg Sarbach (epd)
"Brot für die Welt" / © Jörg Sarbach ( epd )
Quelle:
epd