DOMRADIO.DE: Das ist nicht Ihr erster Einsatz am Spendentelefon. Wie ist es am Hörer?
Guido Cantz (Fernsehmoderator, Komiker, Kommentator und Autor): Das ist schon ein Wechselbad der Gefühle. Ich hatte schon kleine Kinder am Telefon, die von ihrem Taschengeld zwanzig Euro abgespart haben, um das für einen guten Zweck zu spenden. Aber auch Rentner, die mir erzählten, dass sie eine kleine Rente haben und trotzdem noch etwas geben wollten.
Man kommt zum Teil richtig ins Gespräch mit den Leuten. Die glauben auch erstmal gar nicht, dass man selbst am Telefon ist. Das sind schon sehr emotionale Abende. Ich hatte schon oft Gänsehaut.
DOMRADIO.DE: In diesem Jahr werden Spenden für Misereor und Brot für die Welt gesammelt. Haben Sie Zeit, sich die Projekte, für die Sie sammeln, vorher anzuschauen?
Cantz: Ich gucke mir die natürlich an. In diesem Fall habe ich gesehen, dass bei Misereor Spenden für Projekte in Kambodscha und in der Elfenbeinküste gesammelt werden. Es geht um Kinder, denen man eine faire Zukunft geben will. Das finde ich toll. Ich unterstütze auch selbst sehr viele Projekte, wo es um Kinder geht. Deswegen musste man mich nicht lange fragen.
DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist denn für Sie der Spendenzweck und die Organisation, die dahinter steckt, wenn Sie bei so einer Spendengala mitmachen?
Cantz: Der Spendenzweck ist nicht unerheblich. Ich setzte mich nicht für alles Mögliche ans Telefon. Das ist zunächst einmal eine Fernsehsendung. Da geht es um Unterhaltung. Die Zuschauer werden auf Weihnachten eingestimmt und motiviert anzurufen, um etwas für Leute zu spenden, denen es nicht so gut geht.
Wir alle in Deutschland meckern gerne. Aber ich glaube, wir stehen immer noch auf der Sonnenseite.
DOMRADIO.DE: Was motiviert Sie am Donnerstag, am Telefon zu sitzen?
Cantz: Es motiviert mich, dass ich darüber etwas zurückzugeben kann. Für mich ist leicht, am Telefon zu sitzen. Das ist wahrscheinlich eines der prominentesten oder lustigsten Call Center, die man am Donnerstag finden kann. Ich hoffe einfach, dass ich den Anrufern sehr positive Energie zurückgeben kann und dass die Leute, wenn sie sehen, dass Guido Cantz da sitzt, noch motivierter sind, um anzurufen und etwas zu geben.
DOMRADIO.DE: Brot für die Welt ist ein evangelisches Hilfswerk, Misereor ein katholisches. Ist das für Sie eher Zufall oder unterstützen Sie bewusst Hilfswerke mit christlichem Hintergrund?
Cantz: Ich bin katholisch und jemand, der selber noch in die Kirche geht. Das ist mittlerweile schon was ganz Besonderes – zumindest den Reaktionen nach, wenn ich das sage. Die Frage nach katholisch oder evangelisch spielt in unserer Familie keine ganz so eine große Rolle, weil unser erster großer und bekannter Vorfahr, Kasper Kantz, erst katholischer Prior in Nördlingen war und dann Reformator geworden ist. Also bei uns ist das eh ein Hin und Her.
DOMRADIO.DE: Kommt denn Ihr soziales Engagement aus Ihrer christlichen Sozialisation heraus?
Cantz: Ganz Bestimmt. Nächstenliebe ist ein wichtiges Gut, auch bei uns in der Familie. Wir versuchen das auch unserem Sohn vorzuleben, der Gott sei Dank immer noch Messdiener ist. Wir drei versuchen in der Adventszeit ein bisschen was zurückzugeben.
Das Interview führte Dagmar Peters.