Geläut von St. Anna in Köln-Neuehrenfeld ist nun fünfstimmig

Eine Glocke für den Frieden

Seit einigen Wochen hängt die neue Friedensglocke im Turm von St. Anna in Köln-Neuehrenfeld. Kirchenvorstandsmitglied Hans Fey hatte die Idee und dazu Spenden von Christen, Juden und Muslimen erhalten. Läuten soll die Glocke täglich.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Friedensglocke im Turm von St. Anna in Neuehrenfeld / © Jan Hendrik Stens (DR)
Friedensglocke im Turm von St. Anna in Neuehrenfeld / © Jan Hendrik Stens ( DR )

Zufrieden blickt Hans Fey auf den Kirchturm von St. Anna. Erstmals in der Geschichte des 1908 geweihten Neuehrenfelder Gotteshauses gibt es nun ein fünfstimmiges Geläut. "Das macht mir große Freude und ich glaube auch, den Menschen drumherum", erzählt Fey, der auch Mitglied im Kirchenvorstand ist und eine gewisse Glockenaffinität hat.

Denn schon vor zwölf Jahren zog der heute 71-Jährige los, um Geld für die große, über 2,3 Tonnen schwere Johannes XXIII.-Glocke zu sammeln, die seit 2012 das Fundament des heutigen Geläuts bildet. Doch bei vier Glocken blieb es nicht. Als am 24. Februar 2022 der russische Angriff auf die Ukraine begann, überlegte Fey, was man tun könne. Von den Ereignissen in Osteuropa erschüttert, war für ihn klar, dass eine Friedensglocke hermüsse. "Früher haben die Leute gesagt: Ja, der Krieg ist in Afrika. Was geht das uns an? Und jetzt ist der Krieg in Europa. Das heißt für mich, er ist vor der Haustür."

Juden, Muslime und Christen haben gespendet

Von dieser Idee erzählte Hans Fey seinem neuen Pfarrer bei einem Abendessen, der sofort davon begeistert war. Die notwendigen 25.000 Euro für den Guss, die Armaturen und die Montage hatte der Kirchenvorständler und ehemalige Puppenspieler im Hänneschen-Theater in drei Monaten zusammen. Er sammelte nicht nur in der Gemeinde, sondern auch im Freundes- und Bekanntenkreis sowie im Karneval.

Fey, der Mitglied bei den Blauen Funken ist, griff wieder zu der Methode, die er vor elf Jahren angewandt hatte. "Ich hatte immer einen Überweisungsträger in der Tasche, wenn mir irgendjemand begegnet ist." Da musste nur noch die zu spendende Summe eingetragen werden und die Spendenquittung kam dann automatisch. Sehr dankbar ist Hans Fey, dass für diese Friedensglocke Juden, Muslime und Christen gespendet haben. Deshalb soll sie auch für alle Menschen guten Willens jeden Abend um 19:30 Uhr für vier Minuten erklingen und zum Frieden mahnen.

Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung

Die Friedensthematik der neuen Glocke spiegelt sich auch in ihrer Gestaltung wider. Gewidmet ist sie drei christlichen Personen, nämlich dem heiligen Franz von Assisi, der heiligen Edith Stein und dem seligen Nikolaus Groß, deren Namen auf der Schulter der Glocke angebracht sind. Darunter befinden sich auf der Glockenflanke Zitate der Drei, die den Themenfeldern Frieden (Nikolaus Groß), Gerechtigkeit (Edith Stein) und Bewahrung der Schöpfung (Franz von Assisi) zugeordnet sind.

Weihe der Friedensglocke durch den Essener Weihbischof Ludger Schepers / © Felicitas Rummel-Volberg (Kirchenzeitung Koeln)
Weihe der Friedensglocke durch den Essener Weihbischof Ludger Schepers / © Felicitas Rummel-Volberg ( Kirchenzeitung Koeln )

Gegossen wurde die Glocke – wie auch schon die anderen vier von St. Anna – in der traditionsreichen Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher in Westfalen, aus der die meisten Kölner Glocken stammen. Die Weihe am Christkönigssonntag nahm Weihbischof Ludger Schepers aus dem Bistum Essen vor, wo Nikolaus Groß besonders verehrt wird.

Vorgängerinnen in Weltkriegen vernichtet

Seit einigen Wochen nun hängt das 366 Kilogramm schwere Instrument neben ihren anderen vier Schwestern im mächtigen Kirchturm von St. Anna. Die Vorgängerinnen waren alle in zwei Weltkriegen vernichtet worden. Vom ursprünglichen vierstimmigen Geläut von 1908 überstand nur die kleinste der Gottesmutter geweihte Glocke den Ersten Weltkrieg.

Zu ihr kam dann schließlich 1922 und 1932 Ersatz, der aber kurz darauf im Zweiten Weltkrieg wieder vernichtet wurde. In zwei Schritten entstand dann 1958 und 1974 ein bescheidenes dreistimmiges Geläut, das etwas mehr als 30 Prozent vom Gewicht des ursprünglichen ausmachte. Heute ist das Geläut von St. Anna mit knapp fünf Tonnen Gesamtgewicht zwar immer noch leichter als 1908. Dafür hängen jetzt aber fünf statt vier Glocken im Turm.

Tägliches Läuten für den Frieden

Alle fünf Glocken zusammen können bislang aber noch nicht erklingen. Dafür muss in der Sakristei erst ein fünfter Schalter angebracht werden. Das tägliche Läuten der Friedensglocke um 19:30 Uhr ist aber schon zu hören, denn das läuft über die automatisch gesteuerte Uhr.

Hans Fey hat diesen Anlass bereits per Aushang bekanntgemacht, damit die Leute, die keine Kirchgänger sind, auch wissen, warum es abends um halb acht läutet. "Und ich hoffe, dass diese Glocke zum Frieden beitragen kann."

Quelle:
DR