Patriarch ruft im Libanon zur Wahl eines Präsidenten auf

Einfluss auf politisches Leben des Landes

Kardinal Bechara Rai hat an die Parlamentarier appelliert, einen neuen Staatspräsidenten zu wählen. Er begrüßte den "guten Willen" der Abgeordneten, die das Mandat des Armee-Oberbefehlshabers, General Joseph Aoun, verlängert haben.

Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients, spricht am 17. Juli 2016 bei einem Empfang in seinem Patriarchat in Bkerke im Libanon / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients, spricht am 17. Juli 2016 bei einem Empfang in seinem Patriarchat in Bkerke im Libanon / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Diese haben das Mandat des Oberbefehlshabers der Armee, General Joseph Aoun, verlängert. Damit sei dem Libanon angesichts der täglichen und anhaltenden bewaffneten Angriffe Israels auf die Dörfer im Südlibanon ein tödliches Vakuum erspart geblieben. 

Die Amtszeit des Armeechefs war abgelaufen und da nur der Staatspräsident einen Nachfolger ernennen kann, war es zu einer politischen Zerreißprobe gekommen - bis die Parlamentarier sich auf diesen Ausweg einigen konnte.

Amt des Staatspräsidenten seit 2022 vakant 

Im Libanon ist das Amt des Staatspräsidenten, der nach dem Nationalpakt von 1943 maronitischer Christ sein muss, seit Oktober 2022 vakant. Ein Dutzend Wahlgänge blieben ohne Ergebnis.

Der maronitische Patriarch Rai rief die Parlamentarier auf, nach diesem Erfolg endlich auch zur Wahl eines neuen Staatsoberhaupts zu schreiten. 

Ohne dieses könnten die verfassungsmäßigen Institutionen des Landes nicht ordentlich funktionieren und die öffentliche Ordnung nicht erreicht werden, mahnte der Patriarch. Das Oberhaupt der größten christlichen Kirche im Libanon hat auch im politischen Leben des Landes starken Einfluss.

Libanon

Der Libanon ist geprägt durch das Nebeneinander zahlreicher Religionen. Mit etwa 30 Prozent hat die parlamentarische Demokratie den größten Anteil Christen in der Arabischen Welt. Die Muslime - Sunniten und Schiiten - machen inzwischen wohl mehr als 60 Prozent aus. Offiziell anerkannt sind 18 Religionsgemeinschaften, darunter die Minderheiten der Drusen und Alaviten.

Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva (shutterstock)
Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva ( shutterstock )
Quelle:
KNA