Bischof Meister wünscht sich mehr Diversität in der Kirche

"Jesus war Sohn eines Handwerkers"

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister wünscht sich mehr soziale Diversität in der Kirche. "Die Kirche war und ist ziemlich bürgerlich geprägt - und das sollten wir als kritische Anfrage an uns verstehen", sagte er.

Zimmermann bei der Arbeit / © sculpies (shutterstock)

Dies sagte Meister der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Teilhabe am kirchlichen Leben ist keine Frage von Bildungsabschlüssen und sozialem Staus", unterstrich er. Das lehre schon die Weihnachtsgeschichte.

Distanz zur Kirche in nicht-akademischen Milieus 

Meister nahm Stellung zu einem Befund der kürzlich veröffentlichten sechsten Ausgabe der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wonach in ärmeren, nicht-akademischen Milieus überdurchschnittliche Distanz zur Kirche besteht.

Der leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland, Ralf Meister, am 11.11.2023 vor Journalisten in Ulm während der Tagung der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands / ©  Heike Lyding (epd)
Der leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland, Ralf Meister, am 11.11.2023 vor Journalisten in Ulm während der Tagung der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands / © Heike Lyding ( epd )

Diese Erkenntnis sei allerdings nicht neu, sagte der Landesbischof: "Bestimmte Gruppen, etwa die Arbeiterschaft, hat die Kirche schon im ausgehenden 19. Jahrhundert verloren."

Meister bevorzugt lebenspraktische Angebote

Zugleich betonte Meister, dass es in der Kirche zahllose Aufbrüche gebe, um mit gemeinwohlorientierten Angeboten mit Menschen unterschiedlichster Milieus in Kontakt zu kommen. "Viele Gemeinden machen ganz lebenspraktische Angebote - von Suppenküche, über Energieberatung bis Schreibworkshop. 

Damit erreichen sie Menschen, die womöglich niemals in einen klassischen Gottesdienst gehen würden." Zugleich erlebe er aber auch in Gottesdiensten immer wieder unverhoffte Begegnungen, "etwa, wenn ein wohnungsloser Mensch mich nach dem Gottesdienst anspricht und wir anschließend noch mal reingehen, um zusammen am Altar zu beten".

Hervorgehobene Rolle von niedrigeren sozialen Schichten

Meister verwies auf die hervorgehobene Rolle, die Menschen niedrigerer sozialer Schichten in den Anfängen des Christentums gehabt hätten. "Jesus war Sohn eines Handwerkers und vermutlich selber einer", betonte der Landesbischof. "Er suchte die Nähe zu einfachen, offenherzigen Menschen, er widmete sich sozial Geächteten und lebte in Distanz zu den gesellschaftlichen Eliten."

Die Weihnachtsgeschichte sei gerade deshalb berühmt, "weil sie eine Hoffnungsgeschichte für eine ganz einfache Familie ist". Maria und Joseph hätten "alle möglichen Probleme gehabt: ungeklärter Familienstand, Obdach- und Besitzlosigkeit". 

Ausgerechnet sie habe Gott als Eltern seines Sohnes vorgesehen. "Die Wunder Gottes haben nichts mit Besitz und Bildung zu tun. Die Gnade Gottes verteilt sich niemals nach unseren Maßstäben. Sie ist ein Geschenk für jeden Menschen", unterstrich Meister.

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
epd