Es gebe zwar verschiedene Klischees von der jüdischen Mutter, die sich teilweise widersprächen, sagte der Autor dem "Spiegel" (Samstag). "Auf der einen Seite meint es fürsorgliche Frauen wie meine Mutter, auf der anderen die ehrgeizige Mutter, die möchte, dass ihr Sohn die Welt erobert." Allerdings eint eine beide Varianten eine Sache: "Sie wollen, dass ihr Sohn genug isst und schläft."
Mythologisch
Sebag Montefiore betonte, dass die Erzählung von der Jungfrau Maria, die dennoch Mutter geworden sei, im Judentum nicht denkbar sei. "Das kommt eher aus der Mythologie der ägyptischen, griechischen oder römischen Kultur, die sind voll mit Göttern, die auf irgendeine himmlische Weise Vater werden."
Der Autor (58) hatte zuletzt das populärwissenschaftliche Buch "Die Welt. Eine Familiengeschichte der Menschheit" veröffentlicht. Darin habe er sich auch mit den Familien berüchtigter Diktatoren wie Adolf Hitler oder Josef Stalin beschäftigt.
Stalins und Hitlers Mutter
"Man hat den Charakter von Diktatoren ja lange Zeit damit erklärt, dass ihre Eltern sie grausam behandelt hätten. Aber das stimmt nicht", erklärte Sebag Montefiore. Hitlers Mutter Klara sei etwa sehr nachsichtig gewesen und habe ihren Sohn vergöttert. "Sie hat ihm beigebracht, dass nichts unmöglich ist, dass er seine Träume verwirklichen solle. Bei Stalin war es ähnlich."
Überlegenheitskomplex
Generell zeige die Geschichte, dass zu viel Zuneigung und Nachsicht von Eltern gegenüber ihren Kindern schädlich sein könne, warnte der Historiker. Auch heute neigten Eltern dazu, ihre Kinder über alles zu setzen und zu verwöhnen. "Im äußersten Fall führt das zu einem Überlegenheitskomplex, zum Irrglauben, dass es keine Grenzen für einen gäbe."