Hilfswerk sieht 2023 Gewaltzunahme gegen Christen weltweit

Trauriges Schlusslicht Nordkorea

Es sind schwere Zeiten für Millionen Christen – nicht nur Regierungen wie in China oder Nordkorea schränken ihre Religionsfreiheit ein. Auch islamistische und hinduistische Gruppen bedrohen ihr Leben und ihre Religionsausübung.

Autor/in:
Christoph Arens
Symbolbild Christenverfolgung / © Uygar Onder Simsek (KNA)
Symbolbild Christenverfolgung / © Uygar Onder Simsek ( KNA )

Eine erneute Eskalation der Gewalt gegen Christen in vielen Ländern der Erde beklagt das Hilfswerk Open Door. Weltweit seien mehr als 365 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens einem hohen bis extremen Maß an Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt, heißt es in dem am Mittwoch in Kelkheim veröffentlichten Weltverfolgungsindex 2024. Die Verfolgung habe im Vergleich zum Vorjahr weiter an Intensität zugelegt.

Fast 5000 getötete Christen

Laut dem Bericht führt Nordkorea die Negativ-Rangliste der stärksten Unterdrückung erneut an, gefolgt von Somalia, Libyen, Eritrea, Jemen, Nigeria, Pakistan, Sudan, Iran und Afghanistan. Die bevölkerungsreichsten Länder der Welt, Indien und China, belegen die Ränge 11 und 19.

Nach Angaben des den Freikirchen nahestehenden Hilfswerks wurden im Berichtszeitraum zwischen Oktober 2022 und Oktober 2023 mindestens 4.998 Christen wegen Ausübung ihres Glaubens getötet. Von physischer Gewalt oder Todesdrohungen waren laut Angaben des Hilfswerks 42.849 Christen betroffen; 2023 waren es 29.411. Rund 279.000 Christen wurden aus ihren Häusern vertrieben oder mussten abtauchen, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.

Zunehmend Attacken auf Kirchen

Die meisten Morde an Christen geschahen laut Bericht wie in den Vorjahren in Ländern südlich der Sahara; Täter waren vor allem islamistische Gruppen. Allein in Nigeria (Rang 6) seien mindestens 4.118 Christen aufgrund ihres Glaubens getötet worden. In Indien wurden dem Bericht zufolge mindestens 160 Christen wegen ihres Glaubens von Hindu-Nationalisten ermordet; im Vorjahr waren es 17.

Weltweit nahmen die Angriffe auf Kirchengebäude und kirchliche Einrichtungen laut Open Doors extrem zu, von 2.110 auf 14.766. In Äthiopien (Rang 32) stieg die Zahl der Angriffe auf Kirchen, kirchliche Einrichtungen und Schulen von 22 im Vorjahr auf 284. In Burkina Faso (Rang 20) und der Zentralafrikanischen Republik (Rang 28) seien jeweils weit mehr als 1.000 Geschäfte von Christen gebrandschatzt, geplündert oder beschlagnahmt worden; das ist eine Steigerung um das Zehnfache gegenüber dem Vorjahr.

Appell an die deutsche Politik

In China (Rang 19) wurden wie im Vorjahr die meisten Kirchen oder kirchlich genutzten Gebäude geschlossen – und zwar auf Anordnung von Regierung und Behörden. In Pakistan (Rang 7) und Indien (Rang 11) seien es dagegen aufgewiegelte Volksmengen, die Kirchen attackieren, heißt es.

In Nicaragua (Rang 30) und Kuba (Rang 22) stehen laut Bericht Diktaturen Christen zunehmend feindlich gegenüber. Die Regierung von Präsident Ortega ließ in Nicaragua Kirchen, Radiostationen sowie Universitäten schließen, Priester und Ordensfrauen des Landes verweisen. Einem Bischof Rolando Alvarez wurde die Staatsbürgerschaft entzogen; er wurde wegen Landesverrats zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt und mittlerweile ausgewiesen.

Der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode, appellierte an die deutsche Politik, sich stärker für Religionsfreiheit einzusetzen. Das Bekenntnis zu den Menschenrechten dürfe nicht bloß ein Lippenbekenntnis bleiben.

Quelle:
KNA