"Der Zustand der Instabilität und des Mangels an Gerechtigkeit hat den Migrationsstrom erneut angefacht", beklagte der Patriarch der zahlenmäßig größten Kirche des Iraks, der chaldäischen Kirche, in einem am Mittwoch veröffentlichten Beitrag.
Verschlechterung der Lebenssituation
Im Irak gebe es "keine Strategie, keine Sicherheit, keine wirtschaftliche Stabilität und auch keine Souveränität", so das Oberhaupt der katholischen Ostkirche. Resultat sei eine Schwächung der staatlichen Institutionen, ein Werteverfall, zunehmende Korruption und Arbeitslosigkeit sowie eine allgemeine Verschlechterung der Lebenssituation. Sako erneuerte seinen Aufruf zu einer "echten nationalen Versöhnung" und dem Aufbau eines starken zivilen Rechtsstaats.
Christen nicht ausreichend geschützt
Besorgt äußerte er sich über anhaltende Angriffe, Zwangskonversionen und Hassbekundungen gegen Christen, die ohnehin seit 2003 unter Vertreibung, Entführung und Ermordung durch die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) gelitten hätten. Die Regierung nehme den Schutz der Christen nicht ernst.
Als konkrete Beispiele nannte Sako mehrere Morde an Christen sowie die fehlende Aufarbeitung der Brandkatastrophe in Karakosch, bei der vergangenen September 133 Menschen getötet und mehr als 100 weitere verletzt wurden.
Zukunftsangst Grund für Abwanderung
Es seien bereits mehr als eine Million Christen abgewandert, "die meisten von ihnen mit qualifiziertem wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und fachlichen Hintergrund, aber wen kümmert das?", so der Patriarch. Zukunftsangst habe die Abwanderung zuletzt erneut ansteigen lassen.
Sako rief christliche Parteien und Kirchen zur Einheit auf, um einen gemeinsamen Krisenstab zur Bewältigung der Herausforderungen und den Schutz der Christen zu bilden. Die irakischen Christen bräuchten "echte und ehrliche Verbündete von innen und außen, um die Situation zum Besseren zu wenden und ihre Rechte öffentlich in Medien und internationalen Foren (...) einzufordern".
Seine Hoffnung, der päpstliche Nuntius könne bei der Zusammenführung eine positive Rolle spielen, bewahrheite sich nicht. Der Vatikanvertreter habe "nicht versucht, die östliche Mentalität und die Kultur des Landes zu verstehen, und ist deshalb zwischen seinen diplomatischen und kirchlichen Aufgaben hin und her gerissen".