Erzbischof Vigano wechselt ins Williamson-Lager

Endgültiger Bruch?

Seit einigen Jahren sorgt der italienische Erzbischof Carlo Maria Vigano immer wieder für Aufsehen - zumindest bei katholischen Insidern, auch mit deutlicher Papst-Kritik. Zuletzt äußerte er sich mit zunehmend extremen Ansichten.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Erzbischof Carlo Maria Vigano / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Erzbischof Carlo Maria Vigano / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( KNA )

Seit seiner im August 2018 veröffentlichten Anklage gegen Kurie und Papst zu deren Umgang mit dem US-amerikanischen Ex-Kardinal Theodore McCarrick meldet er sich entsprechend zu Wort. 

Nun hat sich Erzbischof Carlo Maria Vigano (82), früherer Nuntius in den USA und seit Jahren radikal konservativer Kritiker von Papst Franziskus, offenbar den Sedevakantisten angeschlossen.

Erneute Bischofsweihe?

Mehrere traditionalistische Blogs berichten, er habe sich bereits im Jahr 2023 von dem aus der Piusbruderschaft ausgeschlossenen englischen Bischof Richard Williamson (83) "sub condicione" erneut zum Bischof weihen lassen. Die Bischofsweihe "sub condicione" geht davon aus, dass die bisherige Bischofsweihe (Vigano wurde 1992 zum Bischof geweiht) möglicherweise ungültig war.

Richard Williamson (KNA)
Richard Williamson / ( KNA )

Williamson gehört dem radikalen Flügel der Traditionalisten an, die Papst Franziskus für einen häretischen und nicht rechtmäßigen Papst halten. Manche von ihnen glauben, dass der Stuhl Petri bereits seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) vakant sei. Sie werden deshalb als Sedevakantisten bezeichnet.

Williamson wurde 1988 von Erzbischof Marcel Lefebvre, Gründer der Piusbruderschaft, geweiht und im Jahr 2012 aus dieser nicht kirchenrechtlich anerkannten Gemeinschaft ausgeschlossen. Diese lehnt zwar zentrale Beschlüsse des Konzils ab, hält aber alle Päpste nach Pius XII. dennoch für rechtmäßig.

Bündelung der Traditionalisten

Unklar ist, welche Rolle Vigano innerhalb des traditionalistischen Spektrums anstrebt. Das von ihm in Viterbo bei Rom gegründete und noch im Aufbau befindliche "Collegium traditionis" könne demnächst eine ähnliche Rolle spielen wie Lefebvres Priesterseminar im schweizerischen Econe in den 1970er Jahren, so Mutmaßungen von italienischen Beobachtern.

Erzbischof Marcel Lefebvre bei der Bischofs- und Priesterweihe 1988 (KNA)
Erzbischof Marcel Lefebvre bei der Bischofs- und Priesterweihe 1988 / ( KNA )

Im vergangenen Jahr hatte Vigano zudem das Traditionalisten-Hilfswerk "Exsurge Domine" mit Sitz in Rom gegründet. Es trägt den Namen der päpstlichen Bannbulle gegen Martin Luther aus dem Jahr 1520. Die Vereinigung soll dazu beitragen, unterschiedliche traditionalistische Gruppen stärker miteinander zu vernetzen.

Traditionalisten - Piusbrüder und Petrusbrüder

Traditionalisten sind Anhänger der katholischen Kirche, die sich gegen die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) wenden. 

Zu unterscheiden ist zwischen Gruppierungen, die sich in kämpferischem Widerspruch zur nachkonziliaren Kirche sehen, und denen, die zwar traditionalistisch denken, aber mit dem Papst verbunden bleiben wollen.

Piusbrüder / © Paul Haring (KNA)
Piusbrüder / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA