Verbände kritisieren Gesetz zu erleichterten Abschiebungen

"Inhumane Symbolpolitik"

Der Bundestag entscheidet an diesem Donnerstag über das sogenannte Rückführungsverbesserungsgesetz. Es soll Abschiebungen erleichtern. Kritik kommt von Verbänden und Kirchen. Es fehle jede Verhältnismäßigkeit.

Autor/in:
Birgit Wilke
Flüchtlinge / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Flüchtlinge / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Mehrere Verbände haben das geplante Gesetz für eine einfachere Rückführung von Asylbewerbern kritisiert. Die rechtsstaatlich fragwürdigen Verschärfungen bei Abschiebungen seien schwerwiegende Eingriffe in Grundrechte von Geflüchteten, erklärte Pro Asyl am Mittwoch in Berlin. Es fehle jede Verhältnismäßigkeit.

Zudem falle der Beschluss in eine Zeit, in der Pläne aus rechtsextremen Kreisen öffentlich würden, Millionen von Menschen aus Deutschland zu deportieren. 

Bundestag stimmt ab

Der Bundestag stimmt am Donnerstag über das Gesetz ab. Die Regelung soll unter anderem die Befugnisse für Behörden und die Polizei bei der Durchsetzung von Rückführungen ausweiten. Weiter sollen die sogenannten Mitwirkungspflichten im Asylverfahren von Asylbewerbern stärker eingefordert werden. Auch soll die Höchstdauer des Ausreisegewahrsams verlängert werden. 

Asylsuchender in einem Ankerzentrum / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Asylsuchender in einem Ankerzentrum / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Das Bekanntwerden der menschenverachtenden Deportationspläne müsse nun endlich zu einem Umdenken bei den demokratischen Parteien führen, so Pro Asyl weiter. Sie müssten die Diskursverschiebung nach rechtsaußen beenden und sich auf Lösungen gesellschaftlicher Probleme konzentrieren, die Geflüchtete nicht zu Sündenböcken machen. 

Der Paritätische Wohlfahrtsverband bezeichnete die Verschärfungen als "inhumane Symbolpolitik". Vorgesehen seien weitreichende Eingriffe in Grund- und Menschenrechte, die in keinem Verhältnis zur Wirksamkeit des Gesetzes stünden. Besonders bemängelte der Verband die Möglichkeiten zur Ausweitung der Inhaftierung. Zugleich begrüßte der Verband, dass im Vergleich zu vorherigen Entwürfen nun ein Rechtsanspruch auf eine Pflichtverteidigung unter anderem für von Abschiebehaft betroffene Menschen vorgesehen sei.

Caritas kritisiert Verhältnismäßigkeit

Die Diakonie Deutschland beklagte eine massive Ausweitung der polizeilichen Befugnisse. "Wenn in den frühen Morgenstunden in die Wohnungen völlig unbeteiligter Familien mit Kindern eingedrungen wird, kann das traumatisierende Folgen haben", so die Diakonie. 

Symbolbild Abschiebung / © Sergey Nivens (shutterstock)
Symbolbild Abschiebung / © Sergey Nivens ( shutterstock )

Auch der Deutsche Caritasverband und die Kirchen hatten den Entwurf bemängelt. So sei es nicht ausreichend, etwa die Verlängerung der Abschiebehaft damit zu begründen, dass den Behörden mehr Zeit zur Vorbereitung der Abschiebung bleibe, so die Caritas. Ähnlich hatten sich die beiden Kirchen in einer gemeinsamen Stellungnahme geäußert.

Auch sie bezweifelten die Verhältnismäßigkeit von Wohnungsdurchsuchungen. Zum Stichtag 30. September waren nach Angaben des Bundesinnenministeriums 255.330 Personen ausreisepflichtig. Davon hatten 205.196 Personen eine Duldung.

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )

 

Quelle:
KNA