DOMRADIO.DE: "Bread Not Stones" lautet der Appell, den Pax Christi in den USA ausgerufen hat. Stößt die Unterschrift von 18 Bischöfen Ihrer Meinung nach nun ein Umdenken in den USA an, was die Orientierung auf das Wesentliche angeht?
Klaus Prömpers (Journalist und USA-Experte): Vielleicht, wenn wir Glück haben innerhalb der katholischen Kirche, aber nicht unbedingt. Denn die Masse der über 230 Bischöfe hat hier nicht unterschrieben, sondern nur 18. Und von denen sind auch fünf bereits emeritierte Bischöfe, die unterschrieben haben. Dieses Brot statt Steine, lehnt sich an Matthäus Kapitel sieben, Vers neun an, wo Jesus fragt: Wer von euch würde, wenn euer Kind nach Brot fragt, ihm einen Stein geben?
DOMRADIO.DE: Das heißt, die 18 Bischöfe stehen ziemlich alleine da?
Prömpers: Sie stehen in einer Tradition der 1980er Jahre. Da gab es schon mal ein Wort zum Frieden. Ähnlich war es übrigens in Deutschland in den 1970er Jahren unter dem damaligen Vorsitzenden der Bischofskonferenz, dem Kölner Kardinal Höffner.
Dann ist das Wort zum Frieden lange in Vergessenheit geraten. Sie wollen das offensichtlich - angestoßen von Pax Christi - wieder aufleben lassen und darauf hinweisen, dass die Nöte innerhalb der USA riesig sind und weiter wachsen.
Es sind nicht nur die Flüchtlinge, die aus Südamerika kommen, sondern auch im Lande selber sind viele Menschen von Hunger, Armut und Unterernährung bedroht. Das Missverhältnis zwischen den Ausgaben für Soziales und für Waffen wird da als überflüssig angesehen, insbesondere für Waffen-Verbesserungen bei den Atomwaffen.
DOMRADIO.DE: Sie haben die atomare Bewaffnung angesprochen. Viele wollen gerade mehr Geld für Nachrüstung, um gegen Russland und China gewappnet zu sein.
Prömpers: Das ist ein großer Swing sowohl bei den Demokraten als auch bei den Republikanern, der im Moment sehr "en vogue" ist. Man fühlt sich durch den Ukrainekrieg klar bedroht – durch russischen "Neoimperialismus", wenn man so will.
Und China schaut dauernd auf Taiwan und droht damit, diese angeblich verlorene kleine Insel zurück heim nach Gesamtchina zu holen. Da droht ein militärischer Konflikt.
An beiden Stellen, sagen viele, muss man sich auch mit Nuklearwaffen rüsten. Obwohl eigentlich klar ist, wenn man Nuklearwaffen in Gebrauch nimmt, kann sonst die ganze Welt untergehen. Das wollen die Bischöfe verhindern. Für die ist es eine falsche Sortierung von Geld in diesem Bereich, das woanders bitter fehlt.
DOMRADIO.DE: Damit laufen sie gegen den Mainstream. Wie würden Sie es sehen?
Prömpers: Im Moment laufen sie noch gegen den Mainstream, aber sie erinnern daran, dass das eine Tradition hat. In den 1980er Jahren gab es einen gemeinsamen Hirtenbrief aller Bischöfe. An den wollen sie wohl auch anknüpfen und erinnern, dass nicht nur, - wie häufig in der Bischofskonferenz - die Frage der Eucharistie im Vordergrund steht oder die Frage zur Abtreibung ein wichtiges Thema ist, sondern auch die Frage, wie weit Rüstung gehen kann?
Rüstung, so sagen die Bischöfe ausdrücklich und unterschreiben das bei Pax Christi, sichert keineswegs den Frieden. Sie soll natürlich Verteidigung ermöglichen, aber mehr auch nicht.
DOMRADIO.DE: Jetzt haben auch US-Nonnen beschlossen, nicht mehr in Rüstungsunternehmen zu investieren. Da fragt man sich, warum erst jetzt?
Prömpers: Weil das Bewusstsein dafür in den letzten zehn bis 15 Jahren erst langsam gewachsen ist, dass doch viele, die vermögend sind oder in Ordensgemeinschaften oder in Pfarreien Vermögen geerbt haben, ihr Geld in möglichst Ertrag bringende Geschichten angelegt haben.
Die Rüstungsindustrie gehört zweifelsohne dazu. Schauen wir nach Deutschland, gucken wir auf Rheinmetall zum Beispiel. Die profitieren natürlich indirekt vom Ukrainekrieg, weil sie mehr produzieren können und müssen und dadurch auch mehr Profite machen.
Da sagen die Nonnen in den USA jetzt, wir wollen da nicht mehr investieren, wir wollen durch unsere Investments nicht zum Tod anderer Menschen beitragen.
Das Interview führte Tobias Fricke.