Abtei Brauweiler feiert 1.000 Jahre Gründung

"Absolute Highlights"

Kunst, Geschichte und Musik: Die Abtei Brauweiler bei Köln wurde vor 1.000 Jahren gegründet. Die heutigen Nutzer wie die Pfarrei feiern dies mit einem umfangreichen Programm, das auch die dunklen Seiten des Klosters nicht ausspart.

Abtei Brauweiler / © Jo Gerken (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Ein Kloster ist Brauweiler schon lange nicht mehr. Aber das ehemalige Kloster wird umfangreich von verschiedenen Akteuren genutzt. Wie nutzt beispielsweise die Pfarrei des Erzbistums Köln die Kirche? 

Michael Utz / © Mathias Peter (DR)
Michael Utz / © Mathias Peter ( DR )

Michael Utz (Regionalkantor und Kantor an der Abteikirche Brauweiler Pulheim): In der Kirche finden regelmäßig Gottesdienste statt und darüber hinaus verschiedene Konzerte, die wir von der Kirchengemeinde aus veranstalten, aber auch Konzerte, die der Freundeskreis Abtei Brauweiler anbietet. 

DOMRADIO.DE: Vor allem der Landschaftsverband Rheinland nutzt das Gebäude-Ensemble der Klosteranlage. Wie funktioniert da im Alltag die Zusammenarbeit? 

Utz: Die funktioniert gut. Man muss sich das so vorstellen: Das ist ja eine Behörde mit verschiedenen Kultureinrichtungen; die Landschaftspflege sitzt dort, das Archiv unter anderem. Und vor einigen Jahren wurde dort das Kulturzentrum Abtei Brauweiler gegründet.

Die Zusammenarbeit zwischen den drei Hauptpartnern, die Veranstaltungen anbieten, in der Abtei und in der Abteikirche funktioniert wunderbar. Das sind also der Landschaftsverband als Eigentümer der Abtei, das ist der Freundeskreis Abtei Brauweiler und die Kirchengemeinde.

DOMRADIO.DE: Und Sie sind von allem der künstlerische Leiter. Kann man das so einfach zusammenfassen? 

Utz: Ja, in meinem Hauptberuf als Kantor bin ich natürlich für die Abteikirche zuständig, aber auch für den Freundeskreis Abtei Brauweiler bin ich Vorsitzender des Künstlerischen Beirates und da für die Programmauswahl verantwortlich. Richtig.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist es ein besonderes Jubiläum mit 1.000 Jahren Klostergründung. Nach welchen Kriterien haben Sie das Programm zusammengestellt? 

Utz: Also wenn ich das so sagen darf: Wir haben eigentlich jedes Jahr ein ziemlich ambitioniertes Programm (lacht) und ich habe dann überlegt, wie wir das in 2024 noch toppen können. 

Wir haben für unser großes Festival "Classic nights", das immer nach den Sommerferien stattfindet, jedes Jahr ein Motto ausgesucht. Das Motto dieses Jahr haben wir dann einfach "1.000 Jahre Abtei Brauweiler" genannt – das spricht für sich. Und wir haben versucht, wirklich große Namen nach Brauweiler zu holen. 

Drohnenflug über die Abtei Brauweiler / © Martin Biallas (DR)
Drohnenflug über die Abtei Brauweiler / © Martin Biallas ( DR )

DOMRADIO.DE: Ein Highlight sind die Sänger von VOCES8, das ist mit das beste A-cappella-Ensemble weltweit. Was für besondere Künstler werden noch zu Ihnen kommen? 

Utz: Es kommt zum Beispiel Daniel Hope, der bekannte Geiger und Moderator. Der kommt mit seinem Ensemble "Daniel Hope and Friends" und spielt sein Programm "Irish Roots". Dann kommt Ute Lemper, auch ein Weltstar. Sie kommt mit dem WDR Funkhausorchester und dem Programm "Berliner Lichter". 

DOMRADIO.DE: Die Chöre vor Ort der Gemeinde sind natürlich bei dem Programm auch beteiligt; und zwar wie? 

Utz: Der AbteiChor St. Nikolaus wird ein Festkonzert innerhalb der zweiwöchigen Festwochen der Kirchengemeinde geben, die im Juni stattfinden. Da werden wir den "Messias" von Georg Friedrich Händel in englischer Originalsprache aufführen. Und im Rahmen des Festivals "Classic nights" werden wir an einem besonderen Themenwochenende, das das Motto "Mönch ärgere dich nicht" trägt, "Carmina Burana" von Carl Orff aufführen. Und darüber hinaus wird der Chor natürlich in vielen Festgottesdiensten singen. 

Beispielsweise beim Festgottesdienst zur Eröffnung der Feierlichkeiten – das ist am 14. April tatsächlich genau das Datum, an dem auch die Abtei gegründet wurde, das in diesem Jahr zufälligerweise auf einen Sonntag fällt. Und der Abteichor ist auch bei unserer musikalischen Gottesdienstreihe "Hora est" im Einsatz. 

DOMRADIO.DE: Es gibt ja auch zum Beispiel Vorträge im Jubiläumsjahr, bei denen ist dann von "Verfluchter Kunst" die Rede und vieles mehr. Haben Sie so versucht, die Musik, die Kunst und auch die Führungen durch die Abtei miteinander ins Gespräch zu bringen? 

Abtei Brauweiler, ehemaliges Benediktinerkloster in der Nähe von Köln / © Gerd Harder (shutterstock)
Abtei Brauweiler, ehemaliges Benediktinerkloster in der Nähe von Köln / © Gerd Harder ( shutterstock )

Utz: Ja. Die Abtei Brauweiler ist ja ein Ort mit sehr wechselvolle Geschichte. Sie war ein Gestapogefängnis, in dem beispielsweise Konrad Adenauer einsaß. Das ist der eine Aspekt, wo wir versuchen, auch Musik, Kunst und Literatur von Künstlern, die auch verfolgt wurden, zu präsentieren, um auch diesen besonderen geschichtlichen Hintergrund deutlich zu machen. 

Das Benediktinerkloster Tyniec bei Krakau / © Dziewul (shutterstock)
Das Benediktinerkloster Tyniec bei Krakau / © Dziewul ( shutterstock )

Das andere ist die Verbindung nach Polen. Mönche aus Brauweiler haben das Kloster Tyniec in Polen gegründet. Das ist ein Kloster in der Nähe von Krakau, direkt an der Weichsel gelegen. Es werden Mönche aus Tyniec zur Eröffnungsfeier des Jubiläums zu uns kommen. Wir versuchen also diese deutsch-polnischen Beziehungen in unserem Programm sichtbar zu machen. 

DOMRADIO.DE: 1.000 Jahre Abtei Brauweiler wird ein Jahr lang gefeiert. Gibt es Highlights, auf die Sie sich besonders freuen? 

Utz: Ich persönlich freue mich sehr auf Ende April. Da werde ich mit meinem Kinderchor ein Musical uraufführen, das der bekannte Düsseldorfer Kirchenmusiker und Kollege Klaus Wallrath zusammen mit dem Librettisten Florian Simson geschaffen hat – extra für das Jubiläum! 

VOCES8 bei einem Auftritt Sommer 2023 in der Kölner Kirche Maria im Kapitol (DR)
VOCES8 bei einem Auftritt Sommer 2023 in der Kölner Kirche Maria im Kapitol / ( DR )

Es heißt "Geschichte lebt", ist von Kindern für Kinder gemacht. Darauf freue ich mich besonders. Dann freue ich mich natürlich auf die beiden großen Chorkonzerte mit meinem Abteichor, auf den "Messias", auf "Carmina Burana". Ich freue mich auf das Festival "Musica Sacra Nova", wo wir den Polski Chór Kameralny aus Danzig zu Gast haben. Und natürlich freue ich mich auf die "Classic nights" mit den tollen Namen, die da auftreten werden, besonders VOCES8. Darauf freue ich mich riesig! 

Das Interview führte Mathias Peter. 

 

 

Quelle:
DR