Wie kann die Kirche Menschen mit psychischen Erkrankungen begleiten? Diese Frage beschäftigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Tagung zu psychischer Gesundheit im Vatikan. Laut Online-Portal Vatican News handelte es sich um die erste Zusammenkunft dieser Art.
"Weltweit gibt es einen echten Mangel an Fachleuten für psychische Gesundheit", sagte dem Bericht zufolge der angereiste US-Bischof John Dolan. Die Kirche müsse versuchen, Menschen zu helfen, die sonst keine Hilfe erhalten. Gleichzeitig dürften Seelsorger keine Diagnosen stellen.
Aufklärungsprojekte für Priester
Allzu oft glaubten Priester irrtümlich, Menschen mit psychischen Schwierigkeiten litten an spirituellen Problemen – dass sie etwa zu wenig beteten oder gar von einem Dämon besessen seien. Der Bischof der Diözese Phoenix (Arizona) berichtete von entsprechenden Aufklärungsprojekten für Priester in seinem Bistum.
Der Untersekretär in der vatikanischen Entwicklungsbehörde, Anthony Ekpo, wies auf den Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Klimawandel hin. Ängste und konkrete Schwierigkeiten mit Blick auf den Klimanotstand könnten mentale Probleme verschlimmern, sagte der Beamte aus dem Dikasterium zur Förderung der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung.
Eine Begleitperson pro Pfarrei
Die Bioethikerin Nunziata Comoretto von der Päpstlichen Akademie für das Leben schlug einen Bogen zum Thema aktive Sterbehilfe. Menschen, die depressiv seien oder andere psychische Probleme hätten, dürften diese nicht als beste Option begreifen.
Die Konferenz ging laut Vatican News auch auf die Initiative der US-Organisation "Catholic Mental Health Ministers" zurück, die sich dafür einsetzt, dass es in jeder katholischen Pfarrei weltweit eine Begleitperson für psychische Gesundheit gibt. Bischof Dolan ist Mitglied der Organisation. In den USA leiden einer Regierungsstudie von 2022 zufolge fast ein Viertel der Erwachsenen an einer psychischen Erkrankung, das sind rund 60 Millionen Menschen.