DOMRADIO.DE: Kaum jemand wusste von der schweren Krankheit Wolfgang Pickens. War das ein Wunsch von ihm?
Stefan Schultz (Pressesprecher und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Stadtdekanat Bonn): Das ist der Gedanke, den wir Mitarbeiter jetzt momentan so haben. Wir haben im Nachgang erfahren, dass Dr. Picken sich wünschte, dass nur die Familie und die engsten Freunde in seine Krankheit eingebunden werden.
Wir wussten nichts und man muss diesen Wunsch dann auch so respektieren. Daher sind natürlich wir Mitarbeiter hier im Bonner Stadtdekanat, aber auch am Bonner Münster mehr als aus allen Wolken gefallen am Samstagnachmittag.
DOMRADIO.DE: Seit Sonntag besteht in der Krypta der Münsterkirche die Gelegenheit, sich von Wolfgang Picken persönlich zu verabschieden. Wie viele Menschen haben das in den vergangenen Tagen getan?
Schultz: Wir stehen natürlich nicht in der Krypta und zählen das fleißig mit. Wir können es aber natürlich ablesen. Der Stadtdechant hatte ja ein geistliches Wort hinterlassen, was er schon bereits im letzten November geschrieben hat. Das liegt ausgedruckt neben dem Grab und wird von den Trauernden auch fleißig mitgenommen.
Da haben wir jetzt schon mehrere Tausend drucken müssen. Ich bin, glaube ich, jetzt bei 4.000 Exemplaren. Man kann sagen, dass bestimmt schon 4.000 Menschen in die Krypta im Bonner Münster gekommen sind, um sich dort persönlich von Dr. Picken zu verabschieden.
DOMRADIO.DE: Wie lange wird denn noch der Sarg in der Krypta zur persönlichen Verabschiedung aufgestellt bleiben?
Schultz: Das geht an diesem Donnerstag noch bis 18 Uhr und morgen auch wieder von 9 Uhr morgens an bis Nachmittags 15 Uhr. Dann wird die Krypta geschlossen und der Sarg kommt dann nach oben in die Vierung der Münsterkirche.
DOMRADIO.DE: Vermutlich laufen auch schon die Vorbereitungen auf die Beerdigung am kommenden Samstag auf Hochtouren. Welche Ehrengäste erwarten Sie denn zum Beispiel?
Schultz: Wir wissen, dass als Hauptzelebrant natürlich der Erzbischof vor Ort ist. Als Ehrengäste – und das ist natürlich auch schon zugesagt – wird Oberbürgermeisterin Katja Dörner zugegen sein und diverse Alt-Oberbürgermeister der Stadt Bonn. Wir erwarten aber auch Vertreter aus der Kultur oder aus der Wirtschaft hier in Bonn.
Wir haben zum Beispiel immer ein enges Verhältnis zur Telekom und zu Timotheus Höttges (Vorstandsvorsitzender der Telekom; d. Red.) gehabt und zu dessen Frau. Ich gehe davon aus, dass diese Gäste auch am Samstag alle erscheinen werden.
DOMRADIO.DE: Kommt man denn als normalsterblicher Mensch am Samstag überhaupt noch in das Bonner Münster hinein oder gibt es da irgendwas zu beachten, wenn man sich auf den Weg nach Bonn macht?
Schultz: Da muss man einfach früh da sein. Die Kirche wird am Samstag ab 8:30 Uhr geöffnet sein. Es wird reservierte Plätze nur für die Familie geben. Somit gilt, wer um 8:30 Uhr da ist, der kriegt auch einen Platz.
DOMRADIO.DE: Wie ist es für Sie gerade im Stadtdekanat? Wie wirkt sich das auf die Stimmung aus?
Schultz: Die Stimmung ist schon sehr gedrückt. Man muss aber auch sagen: Wir erinnern uns auch an ihn. Wir haben jetzt diese Woche jeden Tag eine Dienstbesprechung gehabt zu unterschiedlichen Themen. Wir erinnern uns auch an schöne Sachen. Wir lachen auch, weil er auch einen sehr großartigen Humor hatte. Das nehmen wir mit.
Natürlich ist die Stimmung aber sehr gedrückt. Es ist beeindruckend, wie viele Ehrenamtler sich momentan hier für den Dienst morgen zur Totenvesper und auch am Samstag für die Exequien melden. Da sieht man schon, was es für eine tolle Gemeinschaft ist.
Es ist auch ganz wunderbar, dass wir auch Reaktionen aus der Stadt von Menschen haben, die dem Stadtdechanten eigentlich eher kritisch gegenüberstanden. Die haben sich in seiner Amtszeit eigentlich mehr mit ihm gestritten, als dass sie sich mit ihm versöhnt hatten. Sie sind aber tief getroffen und zeigen sehr deutlich ihre Anteilnahme. Das ist eine sehr schöne Geste.
Das Interview führte Tim Helssen.
Beerdigung von Wolfgang Picken am Samstag: Am Samstag wird das Requiem und die Beisetzung des Bonner Stadtdechanten Wolfgang Picken stattfinden. Wir übertragen die Exequien und unserer Internetseite.
Geistliches Wort von Wolfgang Picken
Dr. Wolfgang Picken
Stadtdechant von Bonn
Persönliche Worte anlässlich meines Todes
Liebe Brüder und Schwestern im Stadtdekanat Bonn,
in der Münstergemeinde und der Kirchengemeinde St. Petrus
und in meinen früheren Gemeinden in Bad Godesberg,
besonders dem Rheinviertel,
liebe Wegbegleiter, Freunde und Familienangehörige,
