Der Speyerer Bischof äußerte dies am Donnerstag vor Journalisten. Die Nachkriegsepoche sei von einer Überwindung des Nationalismus, von Versöhnungsideen und dem Aufbau großer weltweiter Institutionen geprägt gewesen. Nun zeigten sich große, krisenhafte Umbrüche.
Machtzentren stellten sich gegeneinander. Die Folge seien "gewaltige Unruhen in vielerlei Hinsicht", sagte der Bischof, der wegen einer Corona-Infektion zur Pressekonferenz digital zugeschaltet war.
Versöhnende Kraft des Glaubens
Angesichts der Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine, des Klimawandels sowie wirtschaftlicher Not und deren sozialen Folgen müsse Kirche "ein Segensort inmitten der Welt sein", sagte Wiesemann.
"In einer Zeit, in der auch unser Miteinander in Staat und Gesellschaft von manchen immer unverhohlener angegriffen wird, ist es umso wichtiger, dass wir als Kirche aus der einenden und versöhnenden Kraft des Glaubens heraus den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern."
Bischof Wiesemann sieht Unvereinbarkeit von christlichem Menschenbild mit AfD-Positionen
Der Bischof positionierte sich auch zur AfD. Deren "ausländerfeindliche, antidemokratische und nationalistische Grundhaltung" sei mit dem christlichen Menschenbild und der Vorstellung einer freiheitlichen, demokratisch rechtsstaatlichen und sozialen Gesellschaft unvereinbar.
"Wer die Überzeugungen dieser Partei teilt, kann aus meiner Sicht in der Kirche keine Verantwortung übernehmen", sagte Wiesemann.