Vor dem Hintergrund einer "langen Geschichte mit tiefgehenden Verletzungen" sei es dringend an der Zeit, "eine andere, aus dem Evangelium inspirierte pastorale Haltung zu finden", betonte Wiesemann (63) in seiner Mitteilung am Freitag. Das gelte mit Blick auf Gläubige, deren Ehe zerbrochen sei und die wieder geheiratet haben als auch "insbesondere im Hinblick auf gleichgeschlechtlich orientierte Menschen". In der Segensbitte vieler Paare zeige sich eine tiefe Sehnsucht nach Gottes Segen.
"Niemand, der solche Segensfeiern durchführt" muss Sanktion fürchten
Wiesemann betonte, dass "niemand, der solche Segensfeiern durchführt, Sanktionen befürchten muss". Vielmehr sei es ihm ein Anliegen, "dass wir diesen Gläubigen ein deutliches Zeichen der Nähe Gottes in der Gemeinschaft der Kirche geben". Umgekehrt respektiere er, wenn Seelsorgerinnen und Seelsorger keine Segensfeiern abhalten wollten.
Der Segenszuspruch müsse sich "in Wort und Zeichen von einer kirchlichen Trauung unterscheiden", da es sich nicht um die Feier eines Sakraments handele. Zugleich solle er "ausdrücklich als Segenshandlung bestärken, was in der Paarbeziehung an Liebe, Verbindlichkeit und gegenseitiger Verantwortung besteht", so Wiesemann in dem Brief an Priester, Diakone und Pastoral- und Gemeindereferenten.
"Segensfeiern für Menschen, die sich lieben" ermöglichen
Der Bischof hatte sich beim Reformprozess Synodaler Weg für eine Neubewertung von Homosexualität in der kirchlichen Lehre eingesetzt. In der letzten Versammlung des Synodalen Wegs im März war mit einer überwältigenden Mehrheit beschlossen worden, "Segensfeiern für Menschen, die sich lieben" zu ermöglichen.