DOMRADIO.DE: Wieso ist dieser Toleranzwagen wichtig? Was wollen Sie damit sagen?
Frank Heidkamp (Düsseldorfer Stadtdechant): Zurzeit ist in Deutschland noch einmalig, dass sich die Weltreligionen zusammentun, um gemeinsam auf einem Wagen zu stehen und Toleranz zu üben und miteinander Karneval zu feiern.
Das ist eine tolle Sache. Deshalb freue ich mich, dass das dieses Jahr wieder zustande gekommen ist.
DOMRADIO.DE: Wieso ist das gerade in der heutigen Zeit so wichtig?
Heidkamp: Weil wir merken, dass unsere Gesellschaft rauer und kälter wird, und dass man auch teilweise intoleranter wird. Da ist es ein gutes Zeichen, in Gemeinschaft Karneval zu feiern und damit auch Toleranz zu leben.
DOMRADIO.DE: Der Karnevalswagenbau-Künstler Jacques Tilly ist dafür bekannt, dass er gerne mal kirchenkritische Sachen macht. Wie hat da die Zusammenarbeit funktioniert?
Heidkamp: Wir sind mit ihm ins Gespräch gekommen, weil er einfach tolle, interessante, teilweise auch politische Wagen gestaltet. Wir waren uns schnell einig, dass das Thema Toleranz auch über die Religionen hinaus ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft ist. Dazu konnte er gut stehen.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie sehr kirchenkritische Sachen sehen, fühlen Sie sich dann auch persönlich beleidigt oder in Ihrem Glauben verletzt?
Heidkamp: Jacques Tilly kann schon ganz schön grenzwertig sein. In den Gesprächen, die ich mit ihm geführt habe, hatte ich aber immer den Eindruck, dass er trotzdem fair geblieben ist.
Im Karneval kann man sich auch mal kritisch zu all dem stellen, was im Moment in Gesellschaft und Kirche geschieht. Von da aus gesehen ist das Gespräch nichts Schlechtes gewesen.
DOMRADIO.DE: Was erwarten Sie sich von diesem Wagen?
Heidkamp: Ich habe die Erwartung, dass gerade die Weltregionen damit noch mal einladen, über den Karneval hinaus Gemeinschaft zu leben, einen Blick füreinander zu haben und sich gegenseitig zu respektieren. Wenn uns das gelingt, dann wäre das toll.
Das Interview führte Clemens Sarholz.