Wenn Christian Naruisch draußen unterwegs ist, hat er immer ein bis zwei Playmobil-Figuren dabei - falls sich eine spontane Gelegenheit ergibt. Denn der Hobbyfotograf und Sammler setzt die kleinen Figuren überall in Szene: einen Piraten am Strand, den Golfer auf dem Grün, den Mönch im Kreuzgang. Manchmal spontan, manchmal geplant.
An die 10.000 Figuren hat er mittlerweile, so seine Schätzung. Die Leidenschaft fürs Sammeln kam eher zufällig. "Mein Vater war Betriebsleiter in einer Verpackungsfirma, die für Playmobil produziert hat", sagt der Nürnberger.
"Und er hat immer mal wieder was mit nach Hause gebracht." Die Figuren und ihre vielen Möglichkeiten hätten ihn schon damals fasziniert. "Die Grundidee war ja, ein Systemspielzeug zu machen. Ich kann einen Ritter zu einem Cowboy machen. Damit kann man spielen und Geschichten nachstellen."
Im Februar 1974 treten die ersten Exemplare auf
Mit der Firma geobra Brandstätter fing alles an. Ihre Geschichte reicht bis in die 1870er Jahre zurück. Zunächst stellt die Firma keine Figuren her, sondern Spardosen, Kaufladenartikel, Spielzeugtelefone. Bald werden die Waren aus dem fränkischen Zirndorf ins Ausland exportiert. In den 1960er Jahren kommen Kunststoff-Sportboote und Wasserski dazu.
In den 1970er Jahren expandiert das Unternehmen nach Malta, wo noch heute produziert wird. Doch in der Ölkrise wird Kunststoff deutlich teurer. Ein Spielzeug muss her, das weniger davon braucht. Die Lösung heißt Playmobil. Im Februar 1974 treten die ersten Exemplare auf der Spielwarenmesse in Nürnberg auf den Plan: ein Ritter, ein Indianer und ein Bauarbeiter.
Heute gibt es viel mehr Auswahl, aber eines verbindet alle Figuren: ein stetes Lächeln und zwei runde Augen. Rund 3,8 Milliarden Stück wurden nach Herstellerangaben bisher gefertigt. Auf der Beliebtheitsskala ganz oben: die Feuerwehr, Meerjungfrauen und das Krankenhaus. Aus Kooperationen mit anderen Firmen haben sich inzwischen weitere Variationen ergeben. So können Playmobil-Fans mit Asterix und Obelix auf Wildschweinjagd gehen oder kleine Porsche-Autos herumfahren lassen.
Luther meistverkaufte Figur
Die meistverkaufte Figur ist aber eine ganz andere: 2015 brachte Playmobil im Auftrag der Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg Martin Luther als Plastikmännchen auf den Markt. Die erste Auflage von 34.000 Exemplaren war nach drei Tagen ausverkauft. Inzwischen gibt es den Mini-Reformator in verschiedenen Versionen.
Einen der ersten hat Christian Naruisch sich damals gerade noch sichern können. In seiner Kollektion finden sich noch mehr Kirchenleute, Ordensleute sowie zwei Heilige: Kaiser Heinrich II. und dessen Frau Kunigunde. Die präsentierte das Erzbistum Bamberg zum Heinrichsfest 2023. Auch eine Kirche, die Arche Noah und eine Weihnachtskrippe zogen in die Playmobil-Welt ein.
Für manche Figuren hat Naruisch großen Aufwand betrieben. Vieles gibt es im Internet neu oder gebraucht zu kaufen, manchmal helfen Kontakte zu anderen Sammlern. Aber auch viele E-Mails hat er schon geschrieben, um etwa an Figuren von Firmen heranzukommen. Einmal sogar einen handgeschriebenen Brief an den damaligen Firmenchef Horst Brandstätter persönlich. Diese Suche macht für ihn auch den Reiz am Sammeln aus: "Der Weg ist das Ziel."
Vorschläge für neue Produkte oder Erweiterungen
Die Auswahl an Figuren und Sets wächst weiter. Fans machen Vorschläge für neue Produkte oder Erweiterungen. Viele davon, heißt es aus Zirndorf, hätten es ins Sortiment geschafft. Auch nachhaltige Produktreihen gehören mittlerweile dazu. Sonderfiguren gestaltet das Unternehmen auf Anfrage.
Vieles, was im Moment auf den Markt kommt, ist für Naruisch eher uninteressant. "Das ist nicht mein Geschmack", verrät er. Unter seinen Figuren sind auch ein paar ganz besondere: zum Beispiel ein Mann mit Bart und Brille, Lederjacke und einer Fotokamera in der Hand. "Das ist mein kleines Ebenbild geworden", sagt er. "Da hat man irgendwann mal die Figur gesehen und mich in den Klamotten und gesagt: 'Ja, die passt zu dir'."