DOMRADIO.DE: Sonntag um 9:45 Uhr steht in der Kirche St. Heribert in Köln-Deutz eine "Mess met kölsche un schottische Tön" auf dem Programm. Wie muss ich mir das genau vorstellen, wird diese Messe auf Kölsch und Englisch sein?
Hans Gerd Grevelding (Diakon und Mitorganisator der "Mess met kölsche un schottische Tön" in St. Heribert): Wir haben ein großes Blasorchester mit über 40 Blasinstrumenten dort, das von den Domstädtern bespielt wird.
Dann kommen noch zehn Schotten dazu. Das sind Offiziere von der HMS Royal Naval Pipers Society. Die schottischen Musiker kommen extra für diese Gelegenheit nach Köln.
Sie sind im Kölner Karneval seit vielen Jahren dabei und spielen das, was sie mit den Domstädtern zusammenspielen können, mit ihren Dudelsäcken verstärkt.
Das geht einem durch Mark und Bein und ist für viele, viele Menschen ein Highlight in dieser Karnevalssession.
DOMRADIO.DE: Und wo genau ist dann Kölsch und wo Englisch?
Grevelding: Die Besucher des Gottesdienstes haben in der Regel eine Karnevalsbroschüre, die komplett auf Kölsch übersetzt ist, in der Hand. Der Pfarrer zelebriert die Messe dann ab dem Hochgebet auf Hochdeutsch. Der Wortgottesdienst wiederum wird komplett auf Kölsch vorgetragen.
DOMRADIO.DE: Die Musik ist dann in englischer Sprache oder wo genau kommt Englisch vor?
Grevelding: Englisch kommt bei den Liedern vor, wie zum Beispiel bei "Amazing Grace" oder "Highland Cathedral". Ansonsten spielen wir Kirchenlieder.
Wir nutzen die Melodien unserer bekannten Kirchenlieder mit kölschen Texten unterlegt, sodass wir die Kirchenlieder dann auf Kölsch singen können.
DOMRADIO.DE: Wie kommt es denn überhaupt zu dieser Verbindung von Schottisch und Kölsch?
Grevelding: Vor fast 30 Jahren hatten einige Domstädter in England Ferien gemacht und dort Offiziere kennengelernt, die eben Schotten sind. Dann haben sie die Schotten eingeladen beim Kölner Karneval mitzumachen.
Damals ist dieser Ausflug der schottischen Offiziere von Queen Mum (volkstümliche Bezeichnung für die Mutter Queen Elizabeths, Anm. d. Red.) finanziell unterstützt worden.
Das war ein richtig tolles Event, das vom englischen Königshaus unterstützt worden ist und bis heute tradiert wurde. Das heißt: 24 Jahre machen wir schon die Messe, man kennt sich aber schon viel länger.
DOMRADIO.DE: Sie haben den Titel eines besonderen Stückes gerade schon genannt: "Highland Cathedral". Was hat es denn mit diesem Stück auf sich?
Grevelding: Die Schotten haben dieses Stück damals, also vor fast 30 Jahren, mit nach Köln gebracht und die Domstädter haben dazu dann eine Orchesterversion geschrieben, sodass die Kombination dieses Lied das ist, was dann später von den Bläck Fööss als "Du bes die Stadt" vertont worden ist, weil die Band die Melodie so wunderschön fand.
DOMRADIO.DE: Vor 24 Jahren haben sie begonnen, diese Messe anzubieten. Was hat sich denn in der Zeit verändert?
Grevelding: Die Messe war am Anfang auf Englisch, weil für die englischsprachigen Schotten und Engländer, die dann zum Kölner Karneval gekommen sind, eine Messe gesucht wurde.
Da ich für die internationale Seelsorge zuständig war und dann auch Kontakte zu den englischsprachigen Gruppen im Erzbistum Köln hatte, bat ich einen Pfarrer darum, eine englischsprachige Messe zu halten.
Nachdem die ersten zwei Messen im Karneval gehalten wurden, kamen die Kölner zu mir und sagten: "Leeve Jung, kanns de dat net och op Kölsch maache, dann mer hät nix verstanden."
DOMRADIO.DE: Und dann?
Grevelding: Dann hat sich die Messe weiterentwickelt. Anfangs waren es etwa 80 Personen, die zu dieser Messe gekommen waren. Im Laufe der Zeit wurden es dann 700 Personen aus ganz Nordrhein-Westfalen.
Früher hatten wir noch die Kirche der Italiener genutzt, so kam dann auch noch Italienisch als Sprache dazu. Wir haben aber in der Zwischenzeit aus Platzgründen die Kirchen wechseln müssen und sind jetzt in St. Heribert, wo rund 1.000 Personen hineinpassen.
Dadurch hat sich dann auch der sprachliche Akzent verschoben. Das heißt, die Messe ist jetzt auf Hochdeutsch, Kölsch und Englisch.
DOMRADIO.DE: Dürfen denn die Besucherinnen und Besucher den Gottesdienst auch verkleidet mitfeiern?
Grevelding: Die müssen sogar verkleidet kommen. Es ist dann immer auch besonders schön, wenn dann als Bischöfe, Päpste oder als Teufel verkleidete Menschen an die Kommunionbank treten.
DOMRADIO.DE: Sie bringen darüber hinaus in dieser ganz besonderen Messe auch etwas doch eher Unübliches ein...
Grevelding: Ja, es ist immer so ein kleiner Spagat zwischen dem Sonntagsevangelium und dem Kölner Zugmotto. Zusätzlich wird das Ganze von mir mit Witzen angereichert. Wenn ich "Apropos" sage, wissen meine Zuhörer aber, dass ich vom Evangelium auf Witz umschalte.
Das Interview führte Tim Helssen.