Evangelische Kirche wirbt für gemeinsames Fasten

"Sieben Wochen ohne Alleingänge"

Wer 40 Tage auf Süßes oder den Wein am Abend verzichtet, braucht starke Nerven. Die evangelische Kirche hat in dieser Fastenzeit "Gemeinschaft" zum Motto. Tatsächlich könne es helfen, Leidensgenossen zu haben, so ein Sozialpsychologe.

Tischkalender und Wandkalender der Fasteninitiative "7 Wochen Ohne" der evangelischen Kirche / © Heike Lyding (epd)
Tischkalender und Wandkalender der Fasteninitiative "7 Wochen Ohne" der evangelischen Kirche / © Heike Lyding ( epd )

Fasten-Vorsätze umzusetzen, erfordert Disziplin - und dabei kann Gemeinschaft helfen. "Das Fasten in einer Gruppe, im Freundeskreis oder der Familie bestärkt. Durch das gemeinsame Ziel bin ich als Einzelner motivierter", erklärt Mathias Twardawski, Sozialpsychologe an der Ludwig-Maximilians Universität München, im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 

Ab Aschermittwoch (14. Februar) verzichten viele Menschen bis zum Osterfest, also 40 Tage lang, auf Süßigkeiten, Alkohol oder Fleisch.

Sich Mitstreiter für das Fasten suchen 

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stellt ihre Passionszeit dieses Jahr unter das Motto "Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge." 

Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers  / © Harald Oppitz (KNA)
Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers / © Harald Oppitz ( KNA )

Ralf Meister, Botschafter der Aktion und Landesbischof in Hannover, erklärt in einem Brief an Mitfastende, dass die Fastenzeit Menschen zu neuen Erfahrungen führen könne: "im Alleinsein und im Miteinander". Sie sei kein Verzicht um des Verzichts willen. 

Das Fastenmotto solle dazu anregen, sich Mitstreiter für das Fasten zu suchen. Denn sie könnten durch Höhen und Tiefen begleiten und Zuspruch geben.

"Wenn es mal schwieriger wird, hat man andere Menschen, die mit Empathie reagieren können, sie sind Gleichgesinnte", erklärt Wissenschaftler Twardawski. 

"Von Stärkeren mitgezogen werden"

Zugleich würden in Gruppen auch Normen gesetzt und kontrolliert. Wem also während des Fastens mal ein oder mehrere Ausrutscher unterliefen, der könne mit einem mahnenden Finger seiner Mitstreiter rechnen. 

"Schwächere, weniger willensstarke Menschen können von Stärkeren in der Gruppe mitgezogen werden. Dafür gibt es wiederum vielleicht andere, die allein eiserner wären und keine Entschuldigung gelten lassen würden, die in der Gruppe akzeptiert werden."

Symbolbild Jugendliche in Gemeinschaft / © DavideAngelini (shutterstock)
Symbolbild Jugendliche in Gemeinschaft / © DavideAngelini ( shutterstock )

So oder so zögen Menschen einen positiven Selbstwert daraus, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Twardawski: "Jeder Mensch hat verschiedene Bedürfnisse. Eines ist, sich als sozial eingebunden zu erleben."

Die Evangelische Kirche stellt Begleitmaterial für das gemeinsame Fasten zur Verfügung. Auf der Homepage können Interessierte außerdem nach Fastengruppen in ihrer Nähe suchen oder selbst eine gründen.

Fastenzeit

Die 40-tägige christliche Fastenzeit beginnt Aschermittwoch und endet am Gründonnerstag vor Ostern. Seit dem 5. Jahrhundert rückte während der Vorbereitung auf Ostern das Fasten in den Mittelpunkt. Da an Sonntagen nicht gefastet werden sollte und sie deshalb nicht als Fastentage gezählt werden, wurde der Beginn der Fastenzeit offenbar im sechsten oder siebten Jahrhundert vom sechsten Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden Mittwoch, den Aschermittwoch, vorverlegt.

Fastenzeit / © Tomasetti (DR)
Fastenzeit / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
KNA