DOMRADIO.DE: Unter dem Motto "So viel du brauchst ..." steht das Klimafasten in diesem Jahr. Was bedeutet das?
Nicole Gabor (Referentin des Diözesanrats der Katholikinnen und Katholiken des Bistums Aachen): Was brauchst du wirklich, um glücklich zu sein? Sind es die drei neuen Handys? Ist es wirklich der SUV, der glücklich macht oder was macht glücklich?
Es geht vielmehr um die Frage, die jeder nur persönlich für sich beantworten kann. Ist es der Konsum, der glücklich macht? Oder sind es vielleicht die Erlebnisse, die Zeit, die man mit jemandem verbringt?
DOMRADIO.DE: Der Aachener Diözesanrat bringt als Thema den nachhaltigen Umgang mit Energie ein. Warum ist dieses Thema gerade bei Ihnen in Aachen und drumherum so wichtig?
Gabor: Gestern bin ich aus dem Haus gegangen und dachte, es sei ungewöhnlich warm. Wahrscheinlich haben andere Personen auch diese Erfahrung gemacht. Wir haben im Januar die höchste Temperatur gehabt, seitdem es Temperaturmessungen gibt. Das 1,5-Grad-Ziel ist kaum einzuhalten. Wenn wir so weiterleben wie jetzt, dann brauchen wir drei Erden.
Wer ein Bewusstsein dafür hat und sich auch für das Thema interessiert, merkt, dass sich beim Klima etwas tut. Jeder Einzelne kann etwas tun. Natürlich ist auch die Politik gefragt. Aber das Klimafasten will uns auch in die Verantwortung nehmen.
DOMRADIO.DE: Wie wollen Sie denn aus Aachen nachhaltige Energiewirtschaft konkret in die Fastenaktion einbringen?
Gabor: Man muss schauen, wie nachhaltig man energetisch unterwegs ist. Kann man nicht vielleicht einen Stromanbieter nehmen, der alternative Energiequellen benutzt.
Wir bieten eine Veranstaltung am 21. März an, wo es um Energiesparen für jeden Einzelnen in Privathaushalten geht. Dort geben zwei Experten viele Tipps, denn jede Kilowattstunde Strom, die eingespart wird, hilft.
Wir sind aber auch in einem Bündnis politisch unterwegs, mit dem wir den Strukturwandel vor allem im Rheinischen Revier nachhaltig und enkeltauglich gestalten wollen.
DOMRADIO.DE: Was kann jeder Einzelne darüber hinaus machen?
Gabor: Es sind häufig Kleinigkeiten. Man kann das Licht ausmachen, wenn man den Raum verlässt. Man kann auf Fleisch verzichten, das muss ja gar nicht jeden Tag sein. Muss man wirklich das Auto nehmen, um zum Bäcker zu fahren, der 500 Meter entfernt ist oder kann man nicht mal zu Fuß gehen?
Wenn wir solche Gewohnheiten umstellen, wenn wir sie hinterfragen und einfach mal was Neues ausprobieren, merken wir auch, dass es geht und es sogar Spaß macht. Dass ist eine neue Erfahrung.
DOMRADIO.DE: Warum ist Klimafasten denn aktueller denn je?
Gabor: Wir sind an dem Punkt, wo jeder einzelne handeln muss. Politisch gesehen ist noch sehr viel Handlungsspielraum, wenn wir auf die Bundesregierung anschauen. Aber wir können uns nicht nur darauf verlassen. Wenn jeder Einzelne ein bisschen was macht, dann können wir den Klimaschutz vorantreiben. Das will auch die Klimafasten-Aktion.
Das Interview führte Hilde Regeniter.