Bildungswerk bietet Kurse für Lektorinnen und Lektoren an

"Man lernt nie aus"

Lektorinnen und Lektoren sind wichtig für die Gottesdienstfeier. Einfach den Lesungstext "runterbeten" oder die Fürbitten dahinsagen, kommt nicht gut an. Simon Köcher Leiter des Kreisbildungswerks gibt Tipps für eine gute Lesung.

Lektorin am Ambo / © Harald Oppitz (KNA)
Lektorin am Ambo / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE:  Muss man bibelfest sein, wenn man Lektor werden möchte? 

Simon Köcher (Leiter des katholischen Kreisbildungswerk): Ich glaube nicht, dass man immer alle Texte kennen muss. Ganz ehrlich, Hand aufs Herz, wer tut das immer? Ich glaube, man sollte zumindest eine Grundaffinität dazu haben. Sonst wird man sich auch nicht zu diesem Dienst melden. 

Man muss die Freude an biblischen Texten haben und der Rest ergibt sich in der Vorbereitung darauf. Dann kann man auch gut Lektor werden. 

DOMRADIO.DE: Demnach sollte ein bisschen persönliche Spiritualität bei dem Lektor vorhanden sein.

Simon Köcher

"Es ist nicht der kleine Prinz, sondern es handelt sich um das Wort Gottes. Deswegen sollte man einen Bezug dazu haben."

 

Köcher: Das wird nicht anders gehen, weil man liest nicht einfach irgendeinen Text vor. Es ist nicht der kleine Prinz, sondern es handelt sich um das Wort Gottes. Deswegen sollte man einen Bezug dazu haben. Das geht wahrscheinlich nicht, wenn man keine persönliche Glaubenserfahrung hat. Es gelingt jedoch wenn man die eigene Glaubenserfahrung versucht mit reinzubringen. 

DOMRADIO.DE: Man will sich nicht versprechen, man will auch keine Zeile übersehen. Gibt es Tipps, wie ich mich gut vorbereiten kann, damit Fehler nicht passieren? 

Köcher: Die gibt es wie bei jedem anderen Text, den man vorliest oder vorlesen möchte. Es ist immer gut, den Text vorher gesehen zu haben. Einen Text aus dem Stand vorzulesen, ohne zu wissen, was kommt. Das ist wenig ratsam. 

Die Texte sind über 2000 Jahre alt. Es können Begrifflichkeiten auftauchen, die in der Sprache sonst nicht vorkommen. Deswegen ist es gut, sich auf den Text vorzubereiten. Nicht nur aufgrund dieser schwierigen Begrifflichkeiten, sondern auch um sich ein bisschen auf die besondere Stimmung des Textes einzustimmen.

Es gibt im Kirchenjahr ganz unterschiedliche Texte, die uns begegnen. Deswegen ist es sinnvoll sich vorzubereiten. Wenn man da mal etwas nicht weiß und ein Wort nicht kennt, dann kann man nachfragen. Das heißt, einen Text unvorbereitet vorzuragen, dazu würde ich nicht raten. 

DOMRADIO.DE: Man sollte also keine Scheu davor haben,  den Pfarrerin der Sakristei nach Rat zu fragen: Erklären Sie mir kurz, was will mir dieser Text sagen? 

Köcher: Ganz genau. Es kann passieren, dass man ein Wort vergisst. Dann ist es besser nachzufragen, statt hinterher vom "Paschahfest" zu sprechen, das "Paschahlamm" zu nennen.

Simon Köcher

"Man wirkt einfach professioneller, wenn man diesen Text gut vorbereitet vortragen kann."

Manchen wird es nicht auffallen, aber ich glaube einigen schon. Mir persönlich würde es auffallen. Man wirkt einfach professioneller, wenn man diesen Text gut vorbereitet vortragen kann. Es ist wie gesagt immerhin das Wort Gottes. 

DOMRADIO.DE: Es gibt schwierige Texte und auch emotional herausfordernde Texte. Ich denke an die Fastenzeit und an die Passionsgeschichte, die wir bald hören. Wie kann ich mich darauf gut vorbereiten? Die Texte gehen teilweise schon an die Nieren. 

Köcher: Die sind sehr lang und sehr schwierig. Es ist gut sich im Team abzusprechen. Oft kann ein Text mit verteilten Rollen gelesen werden. Das kann man mit dem Priester zusammen und mit einem weiteren Lektor im Dienst oder dem Diakon gemeinsam vorbereiten. 

Simon Köcher

"Eine inhaltliche Vorbereitung und textliche Vorbereitung ist da unablässig, weil es Stolpersteine gibt."

In der Karfreitagsliturgie sind es die Texte, auf die es ankommt. Eine inhaltliche Vorbereitung und textliche Vorbereitung ist da unablässig, weil es Stolpersteine gibt. Dann kommt plötzlich der "Lithostrotos", der auf Hebräisch "Gabbatha" heißt. An solchen Stellen möchte man nicht ins Stolpern geraten. 

DOMRADIO.DE: Was gibt es denn, wenn jetzt der eine oder andere sagt, das wäre was für ihn oder sie. Was gibt es für Ausbildungsangebote? An wen kann ich mich wenden und wie wird man dann auf diesen Dienst vorbereitet? 

Köcher: Im Bistum Münster ist es so, dass das Bistum das in die Hände der Bildungsforen gelegt hat. Damit es dezentral organisiert wird. Das Bistum ist das zweitgrößte in Deutschland. Vom Niederrhein bis nach Warendorf ist es ganz schön weit. 

Deswegen ist es gut, dass wir als Kreisbildungswerke in den einzelnen Regionen die Möglichkeit haben, diese Schulungen vorzubereiten und durchzuführen. Dadurch ermöglichen wir den Menschen kurze Wege und sie können sich mit anderen aus der eigenen Gemeinde oder Nachbargemeinde zusammen auf diesen Dienst vorbereiten.

DOMRADIO.DE: Am Montag, 19. Februar, bieten sie in Haltern am See einen Rhetorikkurs, der sich an fortgeschrittene Lektoren richtet. Wie wichtig ist denn die kontinuierliche Fortbildung und Unterstützung von Lektorinnen und Lektoren? 

Simon Köcher

"Egal wie lange man dabei ist, man kann sich immer einen guten Tipp abholen."

Köcher: Man lernt nie aus. Egal wie lange man dabei ist, man kann sich immer einen guten Tipp abholen. Wir haben dafür eine klinische Linguistin, die als Logopädin arbeitet. Deswegen weiß sie, worum es geht und wie beispielsweise das Atmen funktioniert. Wir alle atmen jeden Tag, den ganzen Tag. Aber in der besonderen Situation im richtigen Tempo mit der besonderen Akustik einer Kirche umgehen zu können, ist etwas anderes. 

Manchmal schleift sich über die Jahre ein bisschen was ein, wenn man den Dienst lange versehen hat. Dann noch mal zu hören, dass es so eigentlich richtig geht. Es wird auch beantwortet, was ich machen kann, wenn ich einen Frosch im Hals habe. Ob ich auch mal kurz absetzen darf? Das sind einfach Dinge, die man immer wieder neu für sich lernen kann und sollte. 

Das Interview führte Oliver Kelch.

 

Quelle:
DR