Es "bietet die Möglichkeit, voneinander zu lernen", sagte der katholische Bischof von Augsburg, Bertram Meier. Er hat vor Engstirnigkeit unter Christen verschiedener Konfessionen gewarnt. "Keine Kirche hat die Wahrheit für sich gepachtet", so Meier am Dienstag. Meier äußerte sich zum Auftakt des 40. Ökumenischen Bischofstreffens der Fokolar-Bewegung. Es findet bis Freitag unter dem Motto "Einheit wagen" in Augsburg statt. Anwesend sind rund 60 Bischöfe von etwa 30 Konfessionen und aus 26 Nationen.
Die geistliche Gemeinschaft der Fokolare wurde 1943 von der italienischen Lehrerin Chiara Lubich (1920-2008) gegründet. Sie ist innerhalb der katholischen Kirche entstanden und ökumenisch sowie interreligiös ausgerichtet. Der Name rührt von einem Wort für Herdfeuer. Weltweit haben die Fokolare nach eigenen Angaben etwa zwei Millionen Zugehörige beziehungsweise 120.000 Mitglieder, davon 35.000 Zugehörige beziehungsweise 3.500 Mitglieder in Deutschland.
Zusammenkunft als "Hörschulde des Glaubens" verstehen
Meier rief die Teilnehmer auf, die Zusammenkunft als "Hörschule des Glaubens" zu verstehen. Das Treffen sei Zeichen einer "Ökumene der Liebe", wie Papst Franziskus sie wünsche. "Man begegnet sich hier in Liebe, ohne dass das eigene Glaubenshaus gleich zusammenstürzt."
Fokolar-Präsidentin Margaret Karram erklärte, die "Schlüsselfrage" der Konferenz sei, einander und dem Heiligen Geist zuzuhören, um neue Impulse auf dem Weg zur Einheit der Christen zu erlangen. Sie erzählte von ihren Erfahrungen bei der katholischen Weltsynode in Rom: "Ich kann mit dem Herzen lernen, wenn ich auch mal schweige."
Bischof Leahy: Ökumene hat riesige Fortschritt gemacht
Brendan Leahy, katholischer Bischof aus dem irischen Limerick und Moderator Hunderter Bischöfe aus aller Welt, die den Fokolaren nahestehen, sagte: "Die Ökumene hat in den letzten 100 Jahren riesige Fortschritte gemacht. Wir wissen aber alle, dass noch ein bisschen mehr nötig ist." Leahy fügte an, er erhoffe sich von dem Treffen eine "Erfahrung des Abendmahlsaals Jesu". Diese Erfahrung gelte es dann, mit Hilfe des Heiligen Geistes zu vervielfältigen. "Wir sind aufgerufen, tiefer zu erfahren, wie die gegenseitigen Beziehungen ein Ort des Erlebens Gottes sein können. Wir wollen Christus unter uns Gestalt annehmen lassen."
Charles May, anglikanischer Bischof aus dem südafrikanischen Highveld, betonte, Ökumene habe gesellschaftlichen Nutzen. So trage die Zusammenarbeit der Kirchen in seiner Heimat bis heute zur Aufarbeitung der Apartheid und zur Verständigung zwischen unterschiedlichen Ethnien bei.