Katholische Frauen kritisieren ungleiche Arbeitsverteilung

Einsatz für Gleichstellung

Noch immer obliegt die Sorgearbeit in Familien überwiegend den Frauen. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands macht zum "Equal Care Day" darauf aufmerksam und setzt sich für eine Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen ein.

Symbolbild Eine Frau mit Putzeimer / © VGstockstudio (shutterstock)
Symbolbild Eine Frau mit Putzeimer / © VGstockstudio ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie wollen Sie ein Umdenken in der Gesellschaft schaffen? 

Margot Klein (kfd)
Margot Klein / ( kfd )

Margot Klein (Mitglied im Bundesvorstand der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands / kfd): Es gibt einen großen Zusammenschluss von Verbänden aus den beiden Kirchen in der Gesellschaft, die sich dafür einsetzen, dass die Gleichstellung der Frau auch in diesem Bereich möglich wird. Die Gleichberechtigung haben wir eigentlich per Gesetz geregelt.

Mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden Zeitmodelle erarbeitet, wie Care-Arbeit gleichwertiger verteilt werden kann. Wir als kfd fordern unter anderem mit anderen Verbänden das Bundesministerium und insbesondere Frau Paus dazu auf, endlich das Koalitionsversprechen wahrzumachen, dass haushaltsnahe Dienstleistungen professionalisiert und gefördert werden. Auf diese Art und Weise kann man den Familien professionelle Unterstützung bei der Care-Arbeit zukommen lassen. 

DOMRADIO.DE: Wie kann so eine professionelle Hilfe aussehen? 

Klein: Indem ich mir bei einer Firma Hilfe buche, die zum Beispiel die Wäschepflege macht oder das Haus putzt. Das ist bei einer Firma, bei der ich mir professionelle Hilfe kommen lasse, verlässlicher als das meist im Schwarzarbeitsbereich mit einer Haushaltshilfe geschieht. 

Wenn diese Person, die privat in meinem Haushalt zur Hilfe kommt, krank wird, dann muss ich mich selber wieder darum kümmern und falle vielleicht wieder aus oder es bleibt mehr liegen. Habe ich einen Dienstleister, dann habe ich eine verlässliche Unterstützung für diese Arbeit. Das reicht von der Säuberung des Haushaltes über die Wäschepflege bis zum Einkauf, je nachdem, was die Firma anbietet. 

Margot Klein

"Das Ziel ist, dass Frauen wieder zu einem höheren Anteil ihre Erwerbstätigkeit einnehmen können." 

DOMRADIO.DE: Das Ziel dieser Maßnahme wäre, dass dann beide Elternteile wieder voll arbeiten können? 

Klein: Das Ziel ist, dass Frauen wieder zu einem höheren Anteil ihre Erwerbstätigkeit einnehmen können und sie nicht so viel Teilzeit machen oder einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen. Das darf nicht alleine an ihnen hängenbleiben. Beide Elternteile sollten mehr gleichwertig arbeiten können. 

 

DOMRADIO.DE: Wäre das nicht sogar eher eine Verblendung des Problems mit dem Ungleichgewicht und der nicht vorhandenen Gleichstellung der Geschlechter? 

Symbolbild Haushaltsarbeit, Reinigung / © Brian A Jackson (shutterstock)
Symbolbild Haushaltsarbeit, Reinigung / © Brian A Jackson ( shutterstock )

Klein: Das würde ich nicht sagen. Wenn ich eine Firma habe, die zum Beispiel haushaltsnahe Dienstleistungen anbietet, muss das ja nicht unbedingt ein Arbeitsplatz nur für weibliche Arbeitnehmerinnen sein. Warum sollen da nicht genauso Männer und Frauen arbeiten können? 

Wenn ein Gewerbe Menschen sozialabgabepflichtig beschäftigt, gibt man Menschen einen Arbeitsplatz, die später für ihre Rente aufkommen. Nur weil wir das als weibliche Aufgabe sehen, ist das nicht unbedingt so einzustufen. 

Margot Klein

"Auch Sorgearbeit ist Teil unserer Gesellschaft und es muss anerkannt werden."

DOMRADIO.DE: Wenn sich jetzt ein Elternteil Hilfe holt und beide Teile wieder voll arbeiten können, wäre dieses Problem behoben. Man würde aber dann nicht mehr darüber sprechen, dass in der Gesellschaft der Gedanke noch verbreitet ist, dass die Frauen oftmals im Haushalt tätig sind. 

Klein: Das Umdenken in der Gesellschaft und das Sprechen darüber lösen wir damit nicht unbedingt. Den Druck, den die einzelnen Familien damit haben, lösen wir aber schon. Es befreit uns nicht davon, dass wir das in der Öffentlichkeit zum Thema machen müssen, dass wir mit Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sprechen müssen und sagen, dass auch Sorgearbeit Teil unserer Gesellschaft ist und es anerkannt werden muss. 

Es ist ein Problem, dass sich Sorgearbeit in einer Volkswirtschaft in keinem Bruttosozialprodukt niederschlägt, weil man es nicht monetär ausgleicht.

Wenn wir dezidiert in Lebensgemeinschaften und in Familien nachfragen, dann ist es ein Problem. Es bleibt nicht nur bei dieser Tätigkeit. Vielmehr bleibt auch die Organisation eines Haushaltes noch übrig. Das erfordert Denkarbeit und Planung. Das Kind geht zum Kindergeburtstag. Es braucht ein Geschenk.  Es steht Weihnachten an, die Familie kommt. Wer wird eingeladen? Wer bekommt welches Geschenk? Was kochen wir? Ich muss noch Gästebetten zur Verfügung stellen.

Das wird alles nicht gesehen. Darüber müssen wir sprechen. Das muss auch in Paarbeziehungen passieren. 

Margot Klein

"Das Datum ist gewählt, weil der 29. Februar nur alle vier Jahre sichtbar ist. So wie auch diese Sorgearbeit in den meisten Fällen unsichtbar im Verborgenen passiert."

DOMRADIO.DE: Deswegen gibt es diesen "Equal Care Day". Der ist am 29. Februar und somit im Prinzip nur alle vier Jahre. Warum ist dieses Datum ausgewählt worden? 

Klein: Das Datum ist gewählt, weil der 29. Februar nur alle vier Jahre sichtbar ist. So wie auch diese Sorgearbeit in den meisten Fällen unsichtbar im Verborgenen passiert. Nach bisherigen Statistiken ist es so, dass Frauen 80 Prozent der Sorgearbeit erledigen. 

Damit wären die Männer vier Jahre beschäftigt, um das aufzuarbeiten, was Frauen in einem Jahr an Sorgearbeit leisten. Von daher ist der 29. Februar, der nur im Schaltjahr sichtbar wird, als Datum sehr passend. 

Das Interview führte Tim Helssen.

Equal Care Day

Die Initiative Equal Care Day unterstützt Menschen, Firmen und Verbände, die sich für #EqualCare einsetzen, bei der Vernetzung und bei der Entwicklung und Umsetzung von Ideen, den Care Gap zu schließen. 

In einem Altenpflegeheim / © pics five (shutterstock)
Quelle:
DR