Von insgesamt 43 bei der Koordinationsstelle Intervention und Aufarbeitung im Jahr 2023 eingegangenen Meldungen betreffen 32 Vorwürfe sexualisierter Gewalt durch Kleriker und Mitarbeitende, wie das Bistum am Freitag bestätigte. Zuvor hatte der SWR berichtet.
Jahrestag der Missbrauchsstudie
Auch zwei vermeintliche Täter hätten sich zu erkennen gegeben. Hintergrund ist der Jahrestag der Vorstellung einer Missbrauchsstudie am 3. März 2023. Für "hoch plausibel" hielten die Studienautoren vor einem Jahr, dass es 181 Beschuldigte und 401 Betroffene gebe.
17 der nun neu gemeldeten 43 Vorfälle liegen nach Bistumsangaben mindestens 30 Jahre zurück. Grundsätzlich alle Meldungen, bei denen die beschuldigte Person nicht gestorben ist, werden an Ermittlungsbehörden weitergeleitet. Seit fast zwei Jahren gibt es mit Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth eine Bevollmächtigte für Aufarbeitung, Intervention und Prävention im Bistum.
"Für den Bereich des Umgangs mit sexualisierter Gewalt besteht ein wesentlicher Gewinn darin, dass mit diesem Amt klerikale Zirkel aufgebrochen werden", betonte Bischof Peter Kohlgraf. "Im Prozess der Intervention etwa ist fest vorgegeben, dass grundsätzlich die Bevollmächtigte für die Gespräche mit Beschuldigten zuständig ist und es für Beschuldigte keinen innerklerikalen Schutzraum mehr geben darf." Im Bistum Mainz seien im Jahr 2023 rund 300 institutionelle Schutzkonzepte für Einrichtungen erarbeitet worden.
Ansprechpersonen und Betroffenenbeirat
Das Bistum habe zudem Ansprechpersonen für Missbrauchsbetroffene benannt. Annetraud Jung, Ute Leonhardt und Volker Braun stünden demnach für Betroffene von sexualisierter Gewalt zur Verfügung. Sie handelten unabhängig von der Bistumsleitung und seien für die Aufnahme wie Weitergabe von Meldungen sexualisierter Gewalt zuständig. Zuletzt sei das Verfahren für einen neuen Betroffenenbeirat abgeschlossen worden.
Der Beirat wurde von einem unabhängigen Gremium unter Koordination des Rechtsanwalts Ulrich Weber (Regensburg) zusammengestellt; Betroffene, interne sowie externe Sachverständige wurden beteiligt, hieß es in der Erklärung am Freitag. Die unabhängige Aufarbeitungskommission, 2019 gegründet, bleibe bestehen.
Ziel sei, Lösungen für die Fragen und Bedürfnisse von Betroffenen, Mitarbeitenden und Gemeindemitgliedern zu finden.