Hilfswerke fordern Waffenstillstand für Gaza

Millionen hungern und sind auf der Flucht

Die humanitäre Lage in Gaza ist nach Helferangaben katastrophal. Hilfswerke haben Israel zu einem Waffenstillstand sowie zu freien Korridoren für Hilfslieferungen gemahnt. Dafür wenden sie sich auch an die Bundesregierung.

Palästinensische Gebiete, Chan Junis: Palästinenser tragen ihre Habseligkeiten, nachdem ihre Häuser bei einem israelischen Angriff zerstört wurden / © Mohammed Dahman (dpa)
Palästinensische Gebiete, Chan Junis: Palästinenser tragen ihre Habseligkeiten, nachdem ihre Häuser bei einem israelischen Angriff zerstört wurden / © Mohammed Dahman ( dpa )

 "Die Verhältnismäßigkeit ist nicht gegeben, humanitäre Hilfe wird vorenthalten, und das Leben von Hunderttausenden ist gefährdet", erklärte der Hauptgeschäftsführer des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel, am Freitag.

Pirmin Spiegel / © Klaus Mellenthin (MISEREOR)
Pirmin Spiegel / © Klaus Mellenthin ( MISEREOR )

Nach Helferangaben sind durch den Krieg in Gaza derzeit rund 2,2 Millionen Menschen von Hunger bedroht, fast die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Etwa 85 Prozent der Bevölkerung in der Region seien auf der Flucht vor den Kampfhandlungen.

Hilfsappell an die Bundesregierung

Gemeinsam mit der Hilfsorganisation medico international fordert Misereor die deutsche Bundesregierung auf, mit ihrem Einfluss auf Feuerpausen und Hilfslieferungen hinzuwirken. "Die Bundesregierung betont immer wieder den besonderen Charakter der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel, nun muss sie dieser Verantwortung gerecht werden", so medico-Geschäftsführer Tsafrir Cohen. 

Zelte stehen an der ägyptischen Grenze im südlichen Gazastreifen. Aufgrund des Angriffs der israelischen Armee flohen Palästinenser aus Beit Lahia, Jabalia, Gaza-Stadt und Chan Junis in die Stadt Rafah / © Abed Rahim Khatib (dpa)
Zelte stehen an der ägyptischen Grenze im südlichen Gazastreifen. Aufgrund des Angriffs der israelischen Armee flohen Palästinenser aus Beit Lahia, Jabalia, Gaza-Stadt und Chan Junis in die Stadt Rafah / © Abed Rahim Khatib ( dpa )

"Sie sollte alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel nutzen und nötigenfalls mit entsprechendem Druck die Umsetzung der im Januar verkündeten rechtsverbindlichen Anordnungen des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag gegenüber dem Kriegskabinett unter Netanjahu einfordern."

Partner auf israelischer Seite

Beide Hilfswerke haben nach eigenen Angaben auch Partnerorganisationen auf israelischer Seite, die sich den Forderungen anschließen. So fordert der Misereor-Partner "Rabbis for Human Rights" laut Mitteilung ebenfalls einen sofortigen Waffenstillstand. "Die Hamas muss alle am 7. Oktober als Geiseln genommenen Menschen bedingungslos freilassen. Die internationale Gemeinschaft muss sicherstellen, dass alle Verantwortlichen für schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte zur Rechenschaft gezogen werden."

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA