Der neue Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz hat sich für eine engere Zusammenarbeit der katholischen Bistümer in Deutschland ausgesprochen. "Es geht oftmals sehr viel mehr gemeinsam, ohne das Eigene zu verlieren, als man denkt. Etwa bei Verwaltung, Finanzen und Kommunikation", sagte Bentz am Samstag der "Katholischen Nachrichten-Agentur" (KNA). "Natürlich haben wir da noch ein Bewusstsein von Kleinstaaterei, das sich durchzieht. Da ist ein Bewusstseinswandel nötig."
Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen könnten die Bistümer dadurch Geld sparen und profilierter auftreten, sagte Bentz. Dies gelte auch für gemeinsame Angebote der Seelsorge. Denn die Bindung an die Kirchengemeinde vor Ort spiele in einer digitalisierten Welt nicht mehr die gleiche Rolle wie früher.
Pfarrgemeinderäte sollen sich gegen AfD positionieren
Auch zur AfD hat der neue Erzbischof eine klare Meinung. Wer in der AfD ein Mandat habe, könne nicht in einer Pfarrgemeinde ein Amt oder ein Mandat haben, sagte Bentz. Ob dieses Nein auch für einfache AfD-Mitglieder gelte, die im Pfarrgemeinderat mitarbeiten wollen, liege nicht nur in der Verantwortung der Bischöfe: "Unser Positionspapier der Bischofskonferenz ist sehr klar. Jetzt sind auch die Pfarrgemeinden gefordert, sich klar zu positionieren, die konkrete Situation zu bewerten und zu sagen: Nein, das geht nicht."
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte Ende Februar einstimmig eine Erklärung beschlossen mit dem Titel "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar". Darin grenzen sich die Bischöfe von der AfD ab und bezeichnen sie als für Christen nicht wählbar.
Komplexe Situation in Gaza
Zur aktuellen Lage im Gazastreifen forderte Bentz eine Änderung der "katastrophalen humanitären Situation". "Das kann so nicht sein", sagte er. Insgesamt sei die Lage im Nahen Osten aber "sehr viel komplexer, als wir es gerne hätten". Bentz, der am Sonntag in sein neues Amt eingeführt wird, ist in der Bischofskonferenz für den Nahen und Mittleren Osten zuständig.
Dabei brächten die Kirchen in Deutschland mit der Geschichte der Schoah im Hintergrund eine eigene und andere Sichtweise ein als etwa Kirchenvertreter aus England, Südafrika oder den USA. "Dann muss und darf es dazu nicht uniforme Stellungnahmen geben. Das Ganze ergibt sich erst in der komplementären Wahrnehmung", sagte Bentz. Für die Kirchen gehe es aber nicht allein um politische Fragen. Vielmehr hätten die Glaubensgeschwister im Heiligen Land Priorität: Christen, die israelische Staatsbürger sind wie auch arabische Christinnen und Christen.
Der bisherige Mainzer Weihbischof Bentz (57) wird an diesem Sonntag in sein Amt als Erzbischof von Paderborn eingeführt. Er folgt auf den im Oktober 2022 zurückgetretenen Erzbischof Hans-Josef Becker (75).