Künftiger Paderborner Erzbischof Bentz will Veränderungen

"Gute Lösungen und Schritte entwickeln"

Viele Ehrengäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft sind am kommenden Sonntag dabei, wenn der neue Paderborner Erzbischof in sein Amt eingeführt wird. Udo Bentz hat durchaus Lampenfieber, freut sich aber auf seine neue Wegstrecke.

Bischof Udo Bentz / © Daniel Pilar (KNA)
Bischof Udo Bentz / © Daniel Pilar ( KNA )

DOMRADIO.DE: Haben Sie schon Lampenfieber? 

Dr. Udo Bentz (Weihbischof und künftiger Erzbischof von Paderborn): Allerdings. Ich habe mich 14 Tage im Urlaub zurückgezogen. Ich bin seit Montag wieder zurück und an den Vorbereitungen beteiligt. Seit ich wieder hier bin, spüre ich die Nervosität im Umfeld und auch meine Nervosität. Das steigert sich gerade gegenseitig.

Es ist natürlich eine Anspannung da. Aber es ist auch eine freudige Anspannung, weil ich signalisiert bekomme, dass man sich auf den Sonntag freut. Ich freue mich auch auf den Tag. 

DOMRADIO.DE: Allem Anfang wohnt ein Zauber inne. Gibt es schon etwas, was sie hier in Paderborn "verzaubert" hat? 

Bentz: Das sind die Menschen, die mich sehr herzlich willkommen heißen. Das ist das Erste und Entscheidende. Ich bin noch lange nicht hier zu Hause. Ich bin angekommen, ich bin da. Aber ich glaube, ich werde hier bald auch ein Zuhause finden, weil ein Zuhause ganz stark von Beziehungen und von Menschen abhängt. 

Ich erlebe ganz viele Leute, die sagen, dass sie sich freuen, dass ich zu ihnen komme. Das tut natürlich gut. Auch ich freue mich, dass es jetzt so einen Start gibt. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen wir da machen. 

DOMRADIO.DE: Sie haben reichhaltige Erfahrungen vom Kaplan über den Regens, über den Chef der Regentenkonferenz, als Generalvikar und Weihbischof gesammelt. Jetzt sitzen Sie selber verantwortlich am Steuer. Welche Richtung steuern Sie an? 

Bentz: Mir ist wichtig, dass hier gute Wege gegangen worden sind und der Weg auch während der Sedisvakanz weitergeführt wurde. Das habe ich erfahren und in den letzten Wochen der Vorbereitung erlebt.

Es sind gute Überlegungen da, ohne dass es zu viele Festlegungen gibt. Man spürt, es braucht Veränderungen, es braucht Weiterentwicklungen. Ich glaube, da kann ich gut mit hineingehen und mitgehen. Das ist das Erste.

Das Zweite ist, dass ich etwas von meiner Erfahrung mitbringe, auch von meinem Bild, welchen Auftrag wir als Kirche in dieser Zeit haben, wie wir präsent sein können. Das möchte ich gerne dazu legen. Ich bin der Überzeugung, dort, wo wir gut aufeinander hören, werden wir auch Lösungen und Schritte entwickeln, die hoffentlich gute Schritte in die Zukunft sind. 

Udo Bentz

"Deswegen geht es nicht darum, dass ich mit einem Programm komme und mit fertigen Ideen, sondern ich bringe mich mit meinen Erfahrungen ein".

Deswegen geht es nicht darum, dass ich mit einem Programm und mit fertigen Ideen komme. Vielmehr bringe ich mich mit meinen Erfahrungen ein. Ich nehme wahr, welche Wege hier gegangen werden. Dieses Aufeinander und dieses Miteinander wird uns in die Zukunft führen. 

DOMRADIO.DE: Sie waren beim Synodalen Weg dabei. Sie haben viele Reformideen und Reformvorschläge teilweise auch selbst moderiert. Gibt es einen Punkt, von dem Sie sagen, dass er ihnen ganz wichtig ist?

Bentz: Gemeinsam verantworten, gemeinsam unterwegs zu sein, ist für mich ein sehr wesentliches Stichwort. Es geht darum, um der Menschen willen gemeinsam unterwegs zu sein, um die Vielfalt und die Gaben, die in der Kirche da sind, auch wirklich zur Wirkung bringen zu können. 

DOMRADIO.DE: Sie haben eine Banklehre gemacht. Das kann nicht verkehrt sein, wenn man im reichsten Bistum Verantwortung trägt. Es fällt in diesen Zeiten schwer, das Geld ethisch verantwortlich anzulegen. Gibt es einen Punkt, in den Sie gerne investieren wollen?

Bentz: Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Bald werde ich aber ein Gespräch mit den Finanzverantwortlichen hier im Erzbistum haben. Ich bin gespannt, was die bisherigen Kriterien und die bisherigen Akzente gewesen sind. Auch dabei nehme ich wahr, dass mit einer großen Umsicht und mit einer großen Klarheit Akzente gesetzt wurden. Die will ich kennenlernen. 

DOMRADIO.DE: Gibt es vielleicht ein Herzensanliegen, von dem Sie sagen, da muss immer Geld für da sein? 

Udo Bentz

"Das heißt nicht einfach nur Struktur und Systemerhalt, sondern das heißt wirklich Neues initiieren, dass das Alte und Bewährte und Klare und Kraftvolle des Glaubens in der Gegenwart gut in die Zukunft führt".

Bentz: Geld muss immer dafür da sein, wenn wir Projekte initiieren, bei denen wir Akzente setzen, damit der Glaube heute nah bei den Menschen gelebt werden kann. Das heißt nicht einfach nur Struktur und Systemerhalt, sondern das heißt wirklich Neues initiieren, damit das Alte und Bewährte und Klare und Kraftvolle des Glaubens in der Gegenwart gut in die Zukunft führt. 

Das hört sich vielleicht ein bisschen formelhaft an, aber ich glaube, es gibt ganz viele Momente und viele Initiativen, die zeigen, dass Menschen auch heute Bedarfe aus ihrer Lebenssituation haben, in denen sie sich Antworten aus dem Glauben erhoffen. Da stellt sich die Frage, wie wir da nah mit den Menschen unterwegs sein können. Für solche Projekte muss es in irgendeiner Form Geld geben. 

Mein Grundcredo war schon immer, dass jede finanzielle Entscheidung vorher eine pastorale Entscheidung braucht. Das wird spannend werden. Was wollen wir pastoral? Und wie können wir das, was pastoral gewollt ist, auch finanzieren? 

DOMRADIO.DE: Sie wollen einen Aufbruch im Erzbistum erzeugen. Ist das ein Appell an die Mitarbeitenden? Oder wer ist gemeint? 

Bentz: Da nehme ich mich gar nicht aus. Wir sind alle immer wieder in Phasen, in denen wir Schwierigkeiten und Probleme spüren und manchmal ein Stück entmutigt sind. Da müssen wir uns selbst an die eigene Nase fassen. Haben wir Grund dafür, dahin zu schlurfen oder was ermutigt uns?

Wir sollten uns gegenseitig erzählen, was uns Mut in unserer Erfahrung als Kirche macht. Was macht uns Mut in der Erfahrung des Glaubens, dass wir da drin auch wirklich Kraft rausziehen? 

DOMRADIO.DE: Am Sonntag nehmen Sie den Bischofssitz ein. Das ist eine lange Zeit, die danach vor Ihnen liegt. Was ist das für eine Perspektive? Ist das lang genug oder könnte es für sie auch kürzer sein? 

Bentz: Ich finde es spannend. Man wird auf den Weg geführt und auf diesem Weg gibt es immer wieder neue Überraschungen. Meine Wegstrecken, die ich bis jetzt zurückgelegt habe, waren lange Wegstrecken, die aber innerhalb dieser Wegstrecke einfach auch Überraschungen, neue Aufgaben, neue Herausforderungen gebracht haben. 

Udo Bentz

"Wenn man wach und sensibel nah an den Leuten dran ist, ergeben sich immer neue Aufgaben, immer neue Perspektiven, immer neue Herausforderungen, die bewältigt werden wollen".

Ich glaube, wenn man wach und sensibel durch die Zeit geht, wenn man wach und sensibel nah an den Leuten dran ist, ergeben sich immer neue Aufgaben, immer neue Perspektiven, immer neue Herausforderungen, die bewältigt werden wollen. Von daher sehe ich die große Wegstrecke nicht, sondern zunächst einmal, was jetzt dran ist. 

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen. 

Udo Bentz

Geboren in Rülzheim in der Pfalz machte Udo Bentz zunächst eine Ausbildung als Bankkaufmann. Anschließend studierte er in Mainz und Innsbruck Theologie und Philosophie, 1994 wurde er zum Diakon geweiht, ein Jahr später empfang der die Priesterweihe im Mainzer Dom St. Peter und St. Martin. Sein Wahlspruch lautet: PRAEDICARE UBIQUE DOMINO COOPERANTE - Überall predigen und der Herr wirkte mit ihnen.

Der künftige Erzbischof von Paderborn Dr. Udo Markus Bentz / © Harald Oppitz (KNA)
Der künftige Erzbischof von Paderborn Dr. Udo Markus Bentz / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR