Kollegium Saint-Maurice wird nach Vorwürfen verstaatlicht

Trennung zwischen Bildungseinrichtung und Abtei

Nach Missbrauchsvorwürfen gegen Geistliche der Schweizer Abtei Saint-Maurice wird die angegliederte Schule verstaatlicht. Zudem darf die Schulleitung nicht von der Abtei gestellt werden. Das hat der Walliser Staatsrat beschlossen.

Gegründet wurde die Abtei Saint Maurice durch den heiligen Sigismund, den späteren König von Burgund. Im 9. Jahrhundert wurden die Mönche durch Chorherren ersetzt. / © Georges Scherrer (KNA)
Gegründet wurde die Abtei Saint Maurice durch den heiligen Sigismund, den späteren König von Burgund. Im 9. Jahrhundert wurden die Mönche durch Chorherren ersetzt. / © Georges Scherrer ( KNA )

Dies berichtete das Portal kath.ch (Mittwoch). Zuvor hatte eine vom Staatsrat, also der Kantonsregierung, beauftragte Arbeitsgruppe ihren Bericht zu den Missbrauchsvorwürfen vorgelegt.

Die Arbeitsgruppe kam zu dem Schluss, dass Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die schon lange zuvor eingeleitete Säkularisierung der Einrichtung abzuschließen. Um den Fortbestand, die Sicherheit und den Ruf der Schule zu gewährleisten, habe der Staatsrat beschlossen, die Schule in staatliche Trägerschaft zu überführen.

Trennung zwischen Bildungseinrichtung und Abtei

Die vorgeschlagenen Maßnahmen sollen zudem eine klarere Trennung zwischen der Bildungseinrichtung und der Abtei markieren. Auf der Grundlage des Berichts unterzeichneten der Staatsrat und die Abtei eine gemeinsame Erklärung. Künftig trägt die Schule demnach den Namen "Lycee-College de Saint-Maurice". Überdies werde die Abtei keinen Chorherren mehr als Kandidaten für das Rektorat vorschlagen.

Glasfenster in St. Maurice Wallis, Schweiz / © Andreas Keller (privat)
Glasfenster in St. Maurice Wallis, Schweiz / © Andreas Keller ( privat )

Allerdings werde Chorherr Alexandre Ineichen wieder als Rektor eingesetzt. Chorherren können auch weiterhin unterrichten, sofern sie über die erforderlichen Kompetenzen verfügten und die kantonalen gesetzlichen Bedingungen erfüllten. Sie müssten künftig aber weltliche Kleidung tragen. Der Religionsanteil der Ausbildung soll freiwillig werden. Religiöse Aktivitäten, etwa Besinnungstage, werden weiterhin angeboten, aber künftig von Laien organisiert.

Die Abtei Saint-Maurice gilt als ältestes Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbrechung besteht. Sie untersteht unmittelbar dem Papst.

Der Ruf der im 6. Jahrhundert gegründeten Abtei wurde in den vergangenen Monaten durch Vorwürfe sexueller Verfehlungen schwer erschüttert.

Katholische Kirche in der Schweiz

Die katholische Kirche in der Schweiz hat laut einer aktuellen Statistik rund 2,9 Millionen Mitglieder. Aufgrund von Zuwanderung sei die Zahl trotz eines zuletzt leichten Rückgangs weiter "historisch hoch", teilte das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) mit.

Schweizer Flagge
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Quelle:
KNA