DOMRADIO.DE: Das Antidiskriminierungsbüro der Caritas führt den Wettbewerb durch. Unterstützt wird sie durch ÖGG (Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.) und NAOB (Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg). Die Stadt Köln (Jugendamt und Amt für Schulentwicklung) ist Teil der Projektgruppe. Was unterscheidet "Dissen" eigentlich vom "Mobben"? Kann man das überhaupt unterscheiden?
Marina Mück (Amt für Kinder, Jugend und Familie Kinderinteressen und Jugendförderung der Stadt Köln): Eigentlich nicht, die Grenzen sind fließend. "Dissen" wurde damals als Schlagwort genommen, weil es vor über zehn Jahren, als der Wettbewerb ins Leben gerufen wurde, modischer oder moderner war als das Wort "Mobben".
DOMRADIO.DE: Sie wollen mit diesem Wettbewerb "Dissen, mit mir nicht" Kinder und Jugendliche auffordern, laut und deutlich Flagge zu zeigen und kreativ gegen Rassismus und Diskriminierung anzugehen. Wie genau?
Mück: Wir fordern die Kinder und Jugendlichen der Stadt auf, Beiträge in unterschiedlichster Form einzureichen. Das sind etwa kleine musikalische Stücke, Bilder, Tonmaterial, Gedichte oder Plakate. Alles das, was den Kindern und Jugendlichen in AGs, in Jugendzentren oder im häuslichen Umfeld so einfällt, können sie einreichen.
DOMRADIO.DE: Sind das ausschließlich Gruppen oder kann man auch alleine was machen?
Mück: Man kann auch sehr gerne etwas alleine machen. Das hatten wir auch im letzten Jahr. Da hat ein Mädchen ein Klavierstück gemeinsam mit ihrer Mutter aufgenommen. Die Mutter hat im Hintergrund unterstützt. Das war ein ganz toller Beitrag.
Also, wir sind offen für Beiträge, ob allein, zu zweit oder in einer Gruppe.
DOMRADIO.DE: Sie fordern die Kinder unter anderem auch auf, Sachen zum Thema religiöse Diskriminierung einzureichen. Wissen Sie, welche Rolle dieser religiöse Punkt in den letzten Jahren gespielt hat?
Mück: Es spielte in den Beiträgen keine zentrale Rolle, seitdem ich dabei bin. Es fließt aber immer wieder ein. Gerade dann, wenn es um unterschiedliche Religionen geht, in Schule, im gesellschaftlichen Kontext, spielt das für die Jugendlichen eine große Rolle.
DOMRADIO.DE: Haben denn die Kinder und Jugendlichen Begleitung von Eltern, Erzieherinnen oder anderen Erwachsenen, wenn sie sich mit diesem Thema auseinandersetzen?
Mück: Oh ja, weil das Thema etwas auslösen kann, es ein gesellschaftlich relevantes Thema ist und alle - sowohl in der einen als auch in der anderen Rolle - betrifft. Da ist es unabdingbar, dass eine Begleitung dabei ist, egal ob das der Schulsozialarbeiter oder die Schulsozialarbeiterin, der Lehrer oder die Lehrerin sind.
DOMRADIO.DE: Zu diesem Wettbewerb "Dissen mit mir nicht" gibt es im Internet Informationen. Dabei ist auch eine Liste mit Tipps für die begleitenden Erwachsenen. Unter anderem kann man da lesen, dass es im Zeitraum der Auseinandersetzung mit dem Thema vermehrt zu Diskriminierung kommen kann. Wie denn das?
Mück: Es ist ein reflexiver Prozess, der da eingeläutet wird und die teilnehmenden Jugendlichen oder die Kinder auch sehr ins Denken und vielleicht sogar in neue Aushandlungsprozesse und ins Ausprobieren bringt. Deswegen ist die Begleitung auch wichtig, die das Ganze auffängt und bearbeitet.
Es kann zum Beispiel passieren, dass Jugendliche begreifen, dass sie "gedisst" wurden, dass es in der eigenen Betroffenheit zu Auslöserprozessen im eigenen Erleben kommt und dass man vielleicht begreift, dass man an der einen Stelle nicht gut zu anderen war, aber hier Menschen auch nicht gut zu einem selber waren.
Das sind Begleiterscheinungen, die eventuell noch nicht so bewusst stattgefunden haben.
DOMRADIO.DE: Was können Kinder und Jugendliche beim Wettbewerb gewinnen?
Mück: Zum einen ist es sicherlich der größte Gewinn, dass man in den selbstreflexiven Prozess gekommen ist und der Nachhall oder die Nachhaltigkeit ganz groß ist.
Aber wir haben auch tolle Preise dabei. Wir haben ganz tolle Sponsoren in der Stadt, die uns seit Jahren unterstützen. Unter anderem das Phantasialand in Brühl oder das "Comedia"-Theater, die Karten verschenken, um nur zwei zu nennen.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.