Caritas schreibt Kinder-Wettbewerb gegen Mobbing aus

Kreativ gegen Rassismus

"Dissen, mit mir nicht", so lautet ein Wettbewerb vom Antidiskriminierungsbüro der Caritas. Unterstützung dafür kommt aus verschiedene Richtungen. Die Beiträge zeigen, wie reflektiert Kinder und Jugendliche mit dem Thema umgehen.

Symbolbild Mobbing in der Schule / © LightField Studios (shutterstock)
Symbolbild Mobbing in der Schule / © LightField Studios ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das Antidiskriminierungsbüro der Caritas führt den Wettbewerb durch. Unterstützt wird sie durch ÖGG (Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.) und NAOB (Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg). Die Stadt Köln (Jugendamt und Amt für Schulentwicklung) ist Teil der Projektgruppe. Was unterscheidet "Dissen" eigentlich vom "Mobben"? Kann man das überhaupt unterscheiden?

Marina Mück (Amt für Kinder, Jugend und Familie Kinderinteressen und Jugendförderung der Stadt Köln): Eigentlich nicht, die Grenzen sind fließend. "Dissen" wurde damals als Schlagwort genommen, weil es vor über zehn Jahren, als der Wettbewerb ins Leben gerufen wurde, modischer oder moderner war als das Wort "Mobben".

DOMRADIO.DE: Sie wollen mit diesem Wettbewerb "Dissen, mit mir nicht" Kinder und Jugendliche auffordern, laut und deutlich Flagge zu zeigen und kreativ gegen Rassismus und Diskriminierung anzugehen. Wie genau?

Mück: Wir fordern die Kinder und Jugendlichen der Stadt auf, Beiträge in unterschiedlichster Form einzureichen. Das sind etwa kleine musikalische Stücke, Bilder, Tonmaterial, Gedichte oder Plakate. Alles das, was den Kindern und Jugendlichen in AGs, in Jugendzentren oder im häuslichen Umfeld so einfällt, können sie einreichen.

DOMRADIO.DE: Sind das ausschließlich Gruppen oder kann man auch alleine was machen?

Marina Mück

"Wir sind offen für Beiträge, ob die allein, zu zweit oder in einer Gruppe gemacht werden."

Mück: Man kann auch sehr gerne etwas alleine machen. Das hatten wir auch im letzten Jahr. Da hat ein Mädchen ein Klavierstück gemeinsam mit ihrer Mutter aufgenommen. Die Mutter hat im Hintergrund unterstützt. Das war ein ganz toller Beitrag.

Also, wir sind offen für Beiträge, ob allein, zu zweit oder in einer Gruppe.

DOMRADIO.DE: Sie fordern die Kinder unter anderem auch auf, Sachen zum Thema religiöse Diskriminierung einzureichen. Wissen Sie, welche Rolle dieser religiöse Punkt in den letzten Jahren gespielt hat?

Mück: Es spielte in den Beiträgen keine zentrale Rolle, seitdem ich dabei bin. Es fließt aber immer wieder ein. Gerade dann, wenn es um unterschiedliche Religionen geht, in Schule, im gesellschaftlichen Kontext, spielt das für die Jugendlichen eine große Rolle.

Marina Mück

"Das Thema kann etwas auslösen, weil es gesellschaftlich relevant ist und alle betrifft."

DOMRADIO.DE: Haben denn die Kinder und Jugendlichen Begleitung von Eltern, Erzieherinnen oder anderen Erwachsenen, wenn sie sich mit diesem Thema auseinandersetzen?

Mück: Oh ja, weil das Thema etwas auslösen kann, es ein gesellschaftlich relevantes Thema ist und alle - sowohl in der einen als auch in der anderen Rolle - betrifft. Da ist es unabdingbar, dass eine Begleitung dabei ist, egal ob das der Schulsozialarbeiter oder die Schulsozialarbeiterin, der Lehrer oder die Lehrerin sind.

DOMRADIO.DE: Zu diesem Wettbewerb "Dissen mit mir nicht" gibt es im Internet Informationen. Dabei ist auch eine Liste mit Tipps für die begleitenden Erwachsenen. Unter anderem kann man da lesen, dass es im Zeitraum der Auseinandersetzung mit dem Thema vermehrt zu Diskriminierung kommen kann. Wie denn das?

Marina Mück

"Es wird ein reflexiver Prozess eingeläutet, der die Jugendlichen oder die Kinder ins Denken und Ausprobieren bringt."

Mück: Es ist ein reflexiver Prozess, der da eingeläutet wird und die teilnehmenden Jugendlichen oder die Kinder auch sehr ins Denken und vielleicht sogar in neue Aushandlungsprozesse und ins Ausprobieren bringt. Deswegen ist die Begleitung auch wichtig, die das Ganze auffängt und bearbeitet. 

Es kann zum Beispiel passieren, dass Jugendliche begreifen, dass sie "gedisst" wurden, dass es in der eigenen Betroffenheit zu Auslöserprozessen im eigenen Erleben kommt und dass man vielleicht begreift, dass man an der einen Stelle nicht gut zu anderen war, aber hier Menschen auch nicht gut zu einem selber waren.

Das sind Begleiterscheinungen, die eventuell noch nicht so bewusst stattgefunden haben.

DOMRADIO.DE: Was können Kinder und Jugendliche beim Wettbewerb gewinnen?

Mück: Zum einen ist es sicherlich der größte Gewinn, dass man in den selbstreflexiven Prozess gekommen ist und der Nachhall oder die Nachhaltigkeit ganz groß ist.

Aber wir haben auch tolle Preise dabei. Wir haben ganz tolle Sponsoren in der Stadt, die uns seit Jahren unterstützen. Unter anderem das Phantasialand in Brühl oder das "Comedia"-Theater, die Karten verschenken, um nur zwei zu nennen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt. 

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
DR