DOMRADIO.DE: Sie haben eine besondere Beziehung zum Heiligen Josef. Warum?
Beater Steger (Pilgerexpertin): Mein 2000 verstorbener Großvater hieß Franz Josef. Er kam aus dem Rheinland. Ich wohne in der Nähe von Heidelberg. Bei uns wird der Geburtstag gefeiert, aber für ihn war der Namenstag wichtig. Das war der Josefstag.
Er hat zu seinem Josefstag von meiner Großmutter immer einen Apfelkuchen gebacken bekommen. Das war eine ganz wichtige Geschichte für ihn.
DOMRADIO.DE: Wo muss man hinreisen, wenn man den Josefweg gehen möchte?
Steger: Am besten ins Salzkammergut, an den Attersee oder an den Traunsee. Denn zwischen diesen beiden Seen verläuft der Weg. Er ist 65 Kilometer lang und hat jede Menge Höhenmeter. Der ist für ambitionierte Pilger, die nicht davor scheuen, das eine oder andere Kilo an Proviant mehr mitzunehmen.
DOMRADIO.DE: Ist das ein alter Pilgerweg, um den es geht?
Steger: Nicht wirklich. Ich habe recherchiert, warum der Josef als Pilgerfigur genommen wurde. Dort gibt es viele Kirchen, die Bezug auf den Heiligen Josef nehmen. Aber warum das ausgerechnet im Salzkammergut ist, konnte ich nicht herausfinden.
Es gibt zum Beispiel eine Filialkirche gleich an der ersten Etappe, die man besuchen kann. Die ist dem Heiligen Josef gewidmet. In vielen anderen Kirchen ist er zumindest an einem Seitenaltar zu sehen. Ganz oft sieht man natürlich die Heilige Familie. Von daher ist der Pilgerweg nicht alt, aber es sind wunderschöne Pfade.
Es ist ein Rundweg, was für einen Pilgerweg außergewöhnlich ist. Das ist immer eine schöne Geschichte. Wenn man mit dem Auto anreist, kann man das irgendwo stehen lassen. In diesem Fall im alten Münster am Traunsee. Man geht dann diese 65 Kilometer in drei Tagen und kommt am Ausgangspunkt wieder zurück.
DOMRADIO.DE: Was schlagen sie vor? Wie sollen wir diesen Weg zurücklegen? Mit möglichst wenig Gepäck?
Steger: Das auf jeden Fall. An Kleidung sollte man sich eher zurückhalten, aber an Proviant etwas mitnehmen. Die Strecken zwischen den größeren Orten sind einsam. Aber man kann da, wo man unterkommt, auch immer wieder einkaufen oder Essen gehen. Das würde ich auch empfehlen.
Wenn man den ersten Tag gemacht hat und in Weyregg am Attersee ankommt, ist auf der anderen Seite eine sehr schöne Wallfahrtskirche. Dort ist der Heilige Josef zu sehen. Das ist die Wallfahrtskirche Maria Attersee. Da kann man mit dem Schiff übersetzen. Das heißt, man könnte die Tour ausdehnen und hat dann gleich nach dem ersten Pilgertag einen Ruhetag.
Denn der zweite Pilger Tag ist relativ locker zu machen. Der dritte ist mit 25 Kilometern und 1.000 Höhenmeter die Königsetappe. Man hat auf den gesamten 65 Kilometern zweieinhalbtausend Höhenmeter. Man kommt hoch auf 1.000 Meter und hat natürlich eine sensationelle Bergwelt um sich herum, bis fast 2.000 Meter.
Das wäre keine Woche, aber man kann im Salzkammergut noch ein bisschen bleiben, vielleicht auch direkt am Attersee. Das wäre für eine Woche ein schöner Urlaub mit etwas Pilgern.
DOMRADIO.DE: Da braucht man schon ziemliche Kondition. Das ist nichts für Anfänger.
Steger: Nein, das stimmt. Es gibt eine gute Internetseite dafür. Auf der sind alle Etappen genau beschrieben. Man kann die GPS Daten runterladen. Die Macher sagen, es ist für Gruppen, Jugendliche, Senioren und Alleinreisende geeignet.
Die günstigste Jahreszeit ist alles außer Winter, weil es dann nicht so lustig ist. Man sollte aber über eine gewisse Fitness verfügen. Der Weg ist leider auch nicht barrierefrei, weil es ziemlich hoch und runter geht.
DOMRADIO.DE: Es ist ein Weg, der ohne Gefahren machbar ist. Man muss keine Bergsteigererfahrung haben, oder?
Steger: Nein, genau. Es ist ein schöner Weg für, sagen wir mal, etwas fittere Pilger, auch zum Einsteigen oder wenn man Pilgerin oder Pilger werden möchte. Bei der dreitägigen Rundtour kann man zwischendrin, wenn es knapp wird, in Ortschaften ein Sammeltaxi rufen. Das wird auf der Internetseite extra angegeben.
Aber die weiten Strecken dazwischen, die muss man schon gehen. Ich finde, es ist schon ein schöner Einsteigerweg, wenn man über eine gewisse Fitness verfügt.
DOMRADIO.DE: Man muss als Pilger, wenn man Herbergen selbst vorher bucht, flexibel sein. Es könnte sein, dass man eine Tour nicht antritt, weil Gewitter im Gebirge gefährlich ist.
Steger: Das ist richtig. Das ist das Schöne beim Pilgern. Das heißt, man soll nehmen, was kommt. Das bildet so schön den Lebensweg ab. Man muss mit diesen Sachen klar kommen. Dazu gehört auch schlechtes Wetter.
DOMRADIO.DE: Wie ist der Weg gekennzeichnet? Beim Jakobsweg ist es eine Muschel?
Steger: Ich habe da gar nichts gefunden, wenn ich ehrlich bin. Ich kann gar nicht sagen, ob der gekennzeichnet ist. Deswegen werden auch die GPS Daten auf der Internetseite zum Runterladen angeboten.
Es ist außerdem eine sehr genaue Beschreibung der Etappen verfügbar. Die greifen auch auf Markierungen der normalen Wanderwege zurück. Es ist sehr genau beschrieben. Verlaufen ist eigentlich nicht möglich.
DOMRADIO.DE: Eine Powerbank Mitnehmen ist insofern nicht schlecht, falls man sich doch verläuft. Hoffen, dass man guten Empfang hat. Unter www.josefweg-salzkammergut.at gibt es noch ganz viele Infos zum Josefweg.
Das Interview führte Dagmar Peters.