Das evangelische Kirchenparlaments hat sich am Donnerstagabend zu einer Sonderinformationsveranstaltung über die Ergebnisse der Ende Januar veröffentlichten Missbrauchsstudie getroffen. Die Veranstaltung sei schlecht besucht gewesen, schrieb der Sprecher der Betroffenen von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche, Detlev Zander, am Freitagmorgen bei Facebook.
Zudem sei während der Veranstaltung deutlich geworden, dass die Betroffenenvertreter leider noch mehr Aufklärungsarbeit und Sensibilität bei den Mitgliedern der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) leisten müssten. Während nur wenige Synodale die Online-Veranstaltung besucht hätten, seien hingegen die Betroffenenvertreter der EKD fast alle anwesend gewesen.
Der Wille fehlt
Zander sagte, es könne der Eindruck entstehen, "dass es an dem uneingeschränkten Willen mancher Menschen in der EKD fehlt, die Verbrechen wirklich aufklären zu wollen". Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) fügte er hinzu: "Wir Betroffene werden immer zur Kirche gehören. Die evangelische Kirche hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind."
Die EKD ringt derzeit um den Umgang mit den Ergebnissen der sogenannten ForuM-Studie zu Häufigkeit und Umgang mit Missbrauchsfällen, die ein unabhängiges Forscherteam erstellt hat. Die Studie zählt 2.225 bislang bekannte Betroffene und 1.259Beschuldigte, darunter 511 Pfarrpersonen.
Problematisches Selbstbild
Das Dunkelfeld ist laut den Forschern jedoch deutlich höher. Außerdem attestierten sie der evangelischen Kirche ein problematisches Selbstbild, den mangelhaften Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt und die Stigmatisierung von Betroffenen, die der Kirche Taten meldeten.
Seit Ende Januar beraten verschiedene Gremien in der EKD über Maßnahmen für eine bessere Aufarbeitung und Prävention. Federführend ist das sogenannte Beteiligungsforum, in dem sowohl Betroffene als auch Kirchenvertreter sitzen.